: Humaninsulin-betr.: "Vor dem Profit kommt der Bedarf", taz vom 18.10.88
betr.: „Vor dem Profit kommt der Bedarf“, taz vom 18.10.88
(...) Die berechtigte Kritik an den Pharma-Konzernen (wieso ist eigentlich Nordisk besser als Hoechst?), der Gen -Technologie und unkritischem Ärzteverhalten geht in einem Wust von Quatsch völlig unter. Einige Beispiele:
-Tierisches Insulin gibt es seit 1922 und nicht seit der Mitte der sechziger Jahre.
-Die Allergenpotenz hängt nicht nur vom Reinheitsgrad des Insulins ab.
-Humaninsulin muß nicht häufiger als tierisches Insulin gespritzt werden.
-„Der Blutzuckerspiegel“ ist mit humanem Insulin nicht schwieriger zu kontrollieren.
-Die Wahrnehmung der Unterzuckerungswarnsymptome ist nach Ergebnissen aller kontrollierten unabhängigen Studien nicht von der Art des Insulins abhängig.
-Eine „Gewöhnung“ an Humaninsulin gibt es nicht.
Diese Liste läßt sich fortsetzen. Aber darum geht es nicht. Ich halte solche Artikel für gefährlich: Für Patienten, da sie falsch informiert werden und unter Umständen zu gesundheitsschädigendem Verhalten angehalten werden; für euch, da der medizinisch nur halbwegs informierte Leser Zweifel an der Recherchen-Qualität der anderen taz-Artikel entwickelt; für uns, da der Pharma-Industrie und den Gentechnologie-Befürwortern dadurch die Argumentation einfach gemacht wird. Laßt es doch bitte sein, wenn ihr keine Ahnung habt. Eine gute Recherche und gegebenenfalls Beratung wäre besser gewesen, in Berlin zum Beispiel bei Dr. Möbius (Arznei-Telegramm), oder in unserer Abteilung sowie zum Beispiel bei dem Buch Die bitteren Pillen. Nur durch fundiertes Wissen kann man etwas ändern, Gelaber bringt nichts.
Dr.P.T.Sawicki, Medizinische Klinik und Poliklinik, Düsseldorf
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