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Ping-Pong im Kassenschrank

Eine Provinzposse aus dem Sportalltag  ■  PRESS-SCHLAG

Bühne des deutschen Sports, es spielt das Ensemble des Tischtennis-Verbandes Rheinland. Gegeben wird ein amüsantes Schieber-Spiel um vergessene und verliehene Vereinsgelder.

Erster Akt: Verbandstag Ende Oktober in Neuwied: Es rollen Köpfe. Schatzmeister Josef Link und Verbandschef Erich Clemens treten zurück. Schweißgeperlt offenbaren sie den Vertretern der 460 Mitglieds-Vereine des Verbandes Erstaunliches: Jawohl, seit Jahren liege in der Schublade des Schatzmeisters ein Sparbuch mit „Beständen und Rücklagen“ unbekannter Herkunft. Etwa 140.000 rabenschwarze Mark seien es ursprünglich gewesen, ein Betrag, von dem selbst der erweiterte Verbandsvorstand bis vor kurzem keinen Schimmer gehabt habe. Ursprünglich gewesen? Nein, keine Bange, auch wenn es aus dieser illegalen Kasse illegale Darlehen an den früheren Vorsitzenden gegeben habe - jetzt sei das Geld wieder dort, wo es laut Kassenbüchern nie hätte sein dürfen. „Rein finanziell“, so die Geschaßten, „ist die Sache ausgebügelt.“

Zweiter Akt: Rückblende: 1982, die Inszenierung nimmt ihren Lauf. Ehrenamtlich und, davon zeugen Nadeln und Urkunden, zum Wohle des Sports führt Jo Horsch aus Trier den Fachverband. Privat kriselt es, Horschs maroder Buchhandlung droht der Exitus. Der „liebe Sportskamerad“, Schatzmeister Link, springt ein. Zahlt über die Jahre bis 1986 erkleckliche Raten aus dem vergessenen schwarzen Kassenschrank: 10.000 hier, 5.000 dort, summa summarum 108.000 Mark fließen an den Büchern, dem Gros der Vorstandskollegen und den Kassenprüfern vorbei.

Dritter Akt: Wieder in Neuwied. Protagonist und Hauptdarsteller Horsch tritt nicht auf, auslöffeln können andere. Nach all den lahmen Verbandstagen in den Jahren zuvor wissen die Tischtennis-Leute aus Hunsrück und Eifel, von Mosel und Nahe, kaum, wie ihnen geschieht. Weggewirbelt die wohlsortierte Tagesordnung. Ein heftiges Brodeln dort, wo sonst brav zugehört, vorherbestimmt gewählt und programmgemäß geklatscht wird. Stundenlang geht es drunter und drüber. Es riecht nach Galgen für die Ganoven: „Saustall“, „Ihr habt uns verscheißert, ihr Schieber“, „Strafanzeige“ - ein endloses Ping-Pong der Schlagworte.

Bühne des deutschen Sports, es spielt das Ensemble eines kleinen, jetzt unfeinen Fachverbandes. Gegeben wird eine Realsatire von unten, so, wie sie wohl auch oben passiert. Hinter den Kulissen, logo.

Eric Metzler.

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