: Fragen: Journalisten fragen - Politiker antworten: Lothar Späth und Oskar Lafontaine, ZDF, 22.10 Uhr
„Journalisten fragen - Politiker antworten“ heißt das Spielchen. Meist hat man den Eindruck, daß der Ablauf in Wahrheit umgekehrt ist. Ein Politiker sagt: „Wissen Sie, ich habe da ein paar Antworten, die ich schon immer geben wollte, fragen Sie mich doch mal nach denen“, und gehorsam stellen die Journalisten genau die Fragen. Für uns Zuschauer wird dann das Vorspiel im Himmel der Vorgespräche geschnitten und so der Eindruck erweckt, die Politiker beantworteten tatsächlich Fragen der Journalisten und nicht die eigenen. Ich bin gespannt, ob Lothar Späth nach seinem Freund Schlampp gefragt werden wird. Gegen Hans Schlampp ermittelt die Mannheimer Staatsanwaltschaft zur Zeit wegen des Verdachts „der Vorteilsgewährung und des Subventionsbetrugs, wegen Falschaussage, Bestechung und Bankenbetrug“ ('Der Spiegel‘). Hans Schlampp ist Mehrheitsgesellschafter und Geschäftsführer der Süba, eines großen Wohnungsbaukonzerns. Schlampp soll sich ein Vorfinanzierungsdarlehen über zehn Millionen DM zu zinsgünstigen Bedingungen aus dem Landeshaushalt erschlichen haben. Ministerpräsident Lothar Späth soll in dieser Sache in den nächsten Wochen wahrscheinlich vor der 25.Großen Strafkammer als Zeuge aussagen. Späth und Schlampp sind seit Jahren eng befreundet, haben gemeinsam Urlaub und Geschäfte gemacht. Falls die Journalisten die Fragen nach Schlampp stellen, wird man sehr genau darauf achten müssen, ob Späth die Gelegenheit für allgemeine Erklärungen gegeben wird, oder ob die lieben Kollegen nachhaken und ihn zu stellen versuchen. Wie es sihre Aufgabe ist.
Journalisten fragen - Politiker antworten: Lothar Späth und Oskar Lafontaine, ZDF, 22.10 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
