Hürden für Bhutto

■ Benazir Bhutto trotz Wahlsieg noch nicht Premierministerin / Regionalparteien bei Koalitionsverhandlungen ausschlaggebend

Islamabad (wps/ap/taz) - Benazir Bhutto hat nach dem Wahlsieg ihrer Pakistanischen Volkspartei (PPP) Verhandlungen über eine Koalitionsbildung aufgenommen. Verlassen kann sich die die Tochter Zulfikar Ali Bhuttos auf die Parteien der religiösen Minderheiten. Unter dem fundamentalistischen Regime waren Christen, Schiiten und Ahmadijas starken Repressionen ausgesetzt.

Zuvor hatte sie Staatspräsident Ghulam Ishak Khan aufgefordert, ihrer Partei das Mandat zur Regierungsbildung zu erteilen. Sollte dies geschehen, hätte die 35jährige Politikerin gute Chancen, die erste Regierungschefin eines islamischen Staates zu werden. Präsident Ishak Khan, der nach dem Absturz Zia-ul-Haqs sein Amt antrat, äußerte jedoch gegenüber Journalisten, er wolle vor einer Ernennung der Premierministerin die Führer sämtlicher politischer Gruppierungen konsultieren. Im Falle einer Bhutto-Regierung kann sich der amtierende Übergangspräsident seines Amtes nicht auf Dauer sicher sein.Unterdessen beeilte sich auch Frau Bhuttos aussichtsreichster Gegenkandidat und Chef der noch amtierenden Rechtsallianz (IDA), Nowaz Sharif, unter den 44 Kandidaten kleinerer Parteien, die unabhängig von den 92 PPP- und den 54 IDA-Sitzen ins Parlament einziehen konnten, Bündnispartner zu finden. Der enge Vertraute Zias zog in seiner Wahlkampagne gegen seine Opponentin vor allem in ihrer Eigenschaft als Frau her. Als einflußreichste und umworbenste Koalitionspartei hat sich die Regional-Partei der Urdu-sprechenden indischen Immigranten in der Süd -Provinz Sind herauskristallisiert. Während ihres erst dreijährigen Bestehens hat die Mohajir National Bewegung immer wieder durch blutige Zusammenstöße mit den ansässigen Hindi-sprechenden Gemeinschaften Aufsehen erregt. Als Zünglein an der Waage könnte diese Bewegung nun zu einer der mächtigsten Kräfte des Landes avancieren.

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