piwik no script img

Zu nahe gekommen-betr.: dito

betr.: dito

(...) Er nennt Roß und Reiter, Schuld und Sühne und für einen bürgerlichen Demokraten erstaunlich offen, klar und die eigene - bürgerliche - Position in Frage stellend schonungslos, das Verhalten des „Volkes“, der Bürger, der Wissenschaftler, der Arter und der Kirche. Die Ausschnitte im Fernsehen gaben das nicht wieder. (...) Wenn erste Kommentare davon sprachen, Jenninger habe keine historische Unwahrheit ausgelassen, dann würde ich gerne wenigstens eine aufgezeigt bekommen.

Das Verbrechen an den Juden hat er nicht verharmlost oder relativiert, wie es zur Zeit gerade unter Historikern Mode ist. Die Notwendigkeit aus der Geschichte zu lernen, auch für die heutige Bedrohung der Menschheit durch Aufrüstung, Umweltzerstörung, Verfolgung von Minderheiten, die Einhaltung der Menschenrechte und der bedingungslosen Achtung der Menschenwürde, hat er entwickelt und zumindest verbal pronounciert vertreten.

Zu nahe gekommen ist er den Deutschen. Es zieht sich wie ein roter Faden durch seine Erklärungsversuche, wie Auschwitz und Endlösung der Judenfrage nicht nur aufkommen konnten, sondern auch gesellschaftlich getragen wurden: „Was geht es uns an! Seht weg, wenn es euch graust. Es ist nicht unser Schicksal.“ zitiert er, auf die Haltung der Mehrheit der Deutschen bezogen, Rauschning. Er ist den Deutschen auf die Zehen getreten. Der „Arme“, wahrscheinlich ohne zur Kenntnis zu nehmen, daß für die „deutsche Seele“ die ganze Wahrheit trotz aller Sonntagsreden unerträglich und daher unerwünscht ist.

Unerklärlich bleibt auch, warum die Grünen sich nahtlos in die Front der Heuchler eingereiht haben.

JüWe, Dossenheim

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen