: Sanktionskiste aufgemöbelt
■ Ein neuer Handelsstreit EG - USA um Hormonfleisch ist entbrannt
Brüssel (dpa) - Beginnen die neuen Administrationen in Washington und Brüssel - die Regierung des künftigen US -Präsidenten George Bush und die EG-Kommission unter dem wiederernannten Präsidenten Jacques Delors - ihre Amtszeit im Januar mit einem Handelskrieg? Derzeit sieht es so aus, als steuerten Europäer und Amerikaner wegen des „Hormonverbots“ in der EG geradewegs auf einen Wirtschaftskonflikt zu. Ab 1.Januar gilt das EG-Verbot, in der Rinderzucht Wachstumhormone zu benutzen, auch für Fleischeinfuhren. Die Amerikaner wären dann vom europäischen Rindfleischmarkt praktisch ausgeschlossen, denn in den USA sind Hormone in der Tiermast erlaubt.
Vordergründig geht es in dem Streit um eine Lappalie: Die amerikanischen Fleischexporte in die EG machen mit rund 150 Millionen Dollar (261 Mio DM) im Jahr gerade 0,1 Prozent des gesamten Handelsvolumens zwischen den USA und der EG von 148 Milliarden Dollar aus. Washington und Brüssel machen aus dem Streit jedoch eine Frage von Prinzipien. Die US-Regierung bringt vor, es gebe keine wissenschaftlichen Beweise dafür, daß die Wachstumshormone gesundheitsschädlich seien.(siehe Kasten)
Dem hält die EG entgegen, das Hormonverbot sei eine souveräne Entscheidung der Gemeinschaft. Die Europäer, so EG -Außenhandelskommissar Willy De Clercq, hätten auch nicht geklagt, als die Amerikaner sich dazu entschieden, nur noch Autos mit niedrigen Abgaswerten auf ihrem Markt zuzulassen.
Washington und Brüssel sind jetzt dabei, ihre Arsenale von Sanktionen, Vergeltungsmaßnahmen und Gegenmaßnahmen aufzumöbeln, die sie schon vor einem Jahr vorbereitet hatten. Wenn es in diesem Januar im „Hormonkrieg“ ernst werden sollte, wollen die USA Einfuhren aus der EG im Wert von 150 Millionen Dollar stoppen. Darunter fielen Tomaten aus Italien und Spanien, Löskaffee und Fruchtsäfte aus der BRD oder Fleischkonserven aus Dänemark.
Auf der Liste der EG-Gegenmaßnahmen stehen dann unter anderem Walnüsse, Trockenfrüchte und Mais aus den USA. Eine Wachstums-Idee ist bereits auf dem Markt: Die EG könnte diejenigen Fleischeinfuhren aus den USA vom Hormonverbot ausnehmen, aus denen Hunde- und Katzenfutter gemacht wird.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen