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"Was bleibt?"

Was bleibt?

Viel weggebrannt

von Qualen der Zeit

von Qualen des eigenen Leibes

was bleibt

scheint wenig

Da aber scheidet es sich:

Entweder Fertigkeit

das Glas noch zum Mund zu führen

den Unrat

rechtzeitig zu entfernen

die Lage im Bett zu finden

die die leidigen Schmerzen

minutenlang abhält

vielleicht sogar die Kunst

anzukämpfen

gegen den Krankheitsgeruch

sonst nichts

Oder

zu sehen

und dann und wann zu verknüpfen

einige treibende

lange Gedankenfäden

Strophen von Hölderlin

mit der Marseillaise

Sätze von Hegel und Marx

oder Bloch und Schönberg

mit dem Herbstwind herüber vom nahen Wald

oder auch mit einigen von den Worten

die sie dem Juden

Jesus von Nazareth zugeschrieben haben

Dazwischen Bilder:

Rosa, Ulrike, Rudi,

Erzbischof Romero, Che, die Schatten der Namenlosen

Rauch von Auschwitz

und Lichtschein von Hiroshima

Worte bleiben

Gefühle

Gedanken

Wissen und Angst

Zorn bleibt und Widerstand

und keine Ruhe

und Wünsche bleiben

auch einfache Wünsche für Menschen

(für sehr nahe und unbekannte)

und Hoffnung auf eine Zukunft

Einiges bleibt

nach einigem Bleiben

Die ganze Welt soll bleiben

oder bleibt nichts?

ZUM TODE VON ERICH FRIED

SIEHE TAGESTHEMA SEITE 3

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