: Frankreichs Militär als Streikbrecher
Paris (dpa) - Die französische Regierung Rocard hat gestern den Einsatz von Militär angeordnet, um den Transport von Pendlern im bestreikten Pariser Nahverkehr sicherzustellen. Ab heute sollen rund 400 Militärfahrzeuge und 1.000 Soldaten entlang der betroffenen S-Bahn- und Bus-Linien eingesetzt werden. 115 Lkws machten sich gestern von Karlsruhe in Richtung Paris auf den Weg. Es ist der erste Einsatz von Militär bei einem Streik in Paris seit 17 Jahren.
Am Dienstag fielen erneut zwei der wichtigsten Linien (RER) im Nahverkehr völlig aus. Millionen Menschen mußten auf Privatautos umsteigen. Der Ausfall der beiden Nahverkehrslinien RER wird durch den Ausstand nur einiger hundert Arbeiter in den Wartungsdepots verursacht.
Ein Busnotsystem konnte nicht in Aktion treten, da sich die Kollegen in den Pariser Busdepots dem Streik anschlossen und die Fahrer mit Blockaden am Verlassen der Betriebshöfe hinderten. Die im wesentlichen in der Kommunistischen Gewerkschaft CGT organisierten Streikenden fordern eine Gehaltserhöhung von 1.000 Franc (295 Mark) im Monat, die Arbeitgeber wollen nur 100 Franc (29 Mark) mehr geben. In Paris wird der Tarifkonflikt auch als Druckmittel der Kommunisten auf den sozialistischen Regierungschef Rocard angesehen. Die Kommunisten wollen bei den Kommunalwahlen im März wieder gemeinsame Listen mit den Sozialisten durchsetzen. Rocard, der zuvor wegen seiner „Politik der Härte“ im diesjährigen Tarifkonflikt von seiner Partei kritisiert worden war, erhielt bei seiner Anordnung dieses Mal Unterstützung vom Parteichef der Sozialisten Pierre Mauroy.
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