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Festakt unter Triumphmarschklängen

■ Anläßlich des 47,5jährigen Bestehens der FU wird Prof.Heckelmann zum Präsidenten auf Lebenszeit ernannt / FU als Vorreiter für die „Universität 2001“ / Mit demokratischen Hörsaalschleusen und „Dada-Domi-Ziel“ erfolgreich gegen Studentenberg und Wohnungsnot

Mit einem monumentalen Festakt feierte die FU am Sonntag ihr 47,5jähriges Bestehen. Höhepunkt des Aktes: Unter den Klängen des Triumphmarsches aus Verdis Aida ernannte Wissenschaftssenator Roman Legien Prof. Dieter Heckelmann zum FU-Präsidenten auf Lebenszeit.

Legien würdigte Heckelmann als „Mann der Tat, der seit jener verheißungsvollen 40-Jahr-Feier im Dezember 1988 die FU gründlich umgestaltet hat“. Besonders großes Geschick habe er bei der Beseitigung der Überreste der „unseligen 68er-Revolte bewiesen“. Wie er die übriggebliebenen linken Kritiker beim 40er-Jubiläum eingebunden und sie dann in der Universität unschädlich gemacht habe, sei ein politisches Lehrstück gewesen. Die Ernennung Heckelmanns zum Lebenszeitpräsidenten sei letztlich „die logische Folge seines hart erkämpften Wahlsieges von 1983“.

Heckelmann selbst kennzeichnete in seiner 47,5-Jubel -Festrede die FU als Vorreiter für die „Universität 2001“. Mit dem neuen Pragmatismus seiner Amtseinführung habe man selbst unlösbar scheinende Probleme wie den Studentenberg bewältigen können. Ausdrücklich dankte er der Kultusministerkonferenz, daß nur noch „Gediente“ zum Studium zugelassen werden, was bereits für eine spürbare Entlastung gesorgt habe. Außerdem habe die FU erfolgreich neue Methoden zur organisatorischen Bewältigung des Problems entwickelt.

So habe der Modellversuch „video teaching“, eine Kooperation mit der Bosch-Gruppe, bundesweit viele Nachahmer gefunden. Selbst für Lehrveranstaltungen, die leibhaftige Anwesenheit von Studenten und Dozenten erfordern, habe man eine Lösung gefunden. Heckelmann erinnerte daran, daß die FU in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Lottoblock die Zugänge der Hörsäle mit Personenschleusen und digitalen Zahlenschlössern ausgerüstet hat, die den Zugang in einem „demokratischen Zufallsprozeß“ begrenzen.

Auch im strukturellen Bereich sei die FU nicht untätig gewesen. Man habe schnell erkannt, daß die 1989 wirksam gewordene Strukturreform bei weitem nicht ausreiche. Daher habe man 1991 „den ganzen Schritt“ gemacht und die FU in zwei Fachbereiche zusammengeführt: Natur-, Verhaltens- und Geisteswissenschaften (FB 0) und „Zahn„-Heilkunde (FB 1). Dem „verdienten Psychologen“ Dr. Hans-Eberhard Zahn, auf dessen Vorschlag diese Einteilung zurückgeht, sollte auf der Festveranstaltung die Professorenwürde ehrenhalber verliehen werden. Er war jedoch im FU-Zahnklinikum Düppel (vormals Tierklinikum Düppel) unabkömmlich, da er einen Studentenversuch überwachen mußte, der nach der Beschränkung von Tierversuchen „nötig geworden sei“.

Ohnehin sei die FU stets offen für Anforderungen einer modernen Gesellschaft. So sei etwa dem Wunsch der Studentenschaft entsprochen worden, sie stärker in die inneruniversitäten Prozesse einzubinden. Eigens zu diesem Zweck habe man die ohnehin expandierten Weiterbildungsangebote um den „Modellversuch Studentenweiterbildung“ ergänzt. Von diesem Programm - hier werden Absolventen im Verwaltungsbereich als Schreib-, Hilfs - und Raumpflegepersonal eingesetzt - profitierten beide Seiten: Die FU spare 60 Prozent der Stellen im Verwaltungsbereich ein, und die Teilnehmer des Modellversuchs „erwerben eine in die Breite orientierte, unmittelbar verwertbare Zusatzqualifikation“.

Heckelmann rühmte die FU als bundesweit führende Universität bei der Drittmittelforschung, die mehr darstelle als bloße Auftragsforschung. So habe die FU in Zusammenarbeit mit der Firma Dada-Domi-Ziel ein völlig neuartiges Wohnbehältnis zur Serienreife entwickeln können, das mit einem Rauminhalt von nur 16 Kubikmeter bis zu acht Studenten orthopädisch einwandfreien Wohnraum biete.

Auch auf ein „beispielhaftes“ Projekt aus der Berlin dienlichen Forschung (ein sozialwissenschaftliches Förderprogramm aus SPD-Zeiten) wies Heckelmann hin: die Entwicklung des kotlosen Hundes „Cleany“ im Genbiologischen Zentrum. Dieser Hund kotet nicht mehr, da er durch ein neuartiges Darmsystem die Verdauung in Nahrung umwandelt („recycelt“) und in den Magen zurückführt. Heckelmann bedauerte allerdings, daß das Hundefutter-Hersteller -Konsortium, das an der FU den neuen Studiengang Tierernährungswissenschaften gesponsert hat, sich daraufhin aus seinem Engagement zurückgezogen habe.

Dennoch könne es keinen Zufall geben, schloß Heckelmann: Die FU sei eine moderne, flexible Universität, ein „starker Partner für Wirtschaft und Industrie“. So solle es auch bleiben. Daher habe die FU ihre Autonomie gegenüber dem Senat neu definiert und „in einem pragmatischen Sinne gestärkt“. Im Juni, als Akademischer Senat und Kuratorium ihre Kompetenzen an eine Unterkommission des Wissenschaftsausschusses übertragen hätten, habe man sich endlich von diesem Zwang befreit, ständig Einzelentscheidungen mit der Senatsseite abstimmen zu müssen.

„Oh du fröhliche, oh du selige Bildung bringende Studienzeit“, intonierte der Chor des Akademischen Rates der Studenten zum Ausklang des Festaktes.

Werner/wist

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