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Arbeit für 14.000 bei Daimler

■ Auto-Konzern erreicht in diesen Tagen neuen Beschäftigungs-Höchststand Good-Will-Tour von Bremer JournalistInnen in die Stuttgarter Konzern-Zentrale

„Jetzt habe ich auch einmal eine Frage an Sie“, kehrte der Vize-Vorstandsvorsitzende Prof. h.c. Werner Niefer am Sonntag abend im „Gottfried Daimler-Haus“ in Schorndorf den Spieß um: „Was wäre heute in Bremen, wenn die Grünen damals Recht behalten hätten?“ Die Gruppe der Journalisten, die auf Kosten des Daimler-Werkes zu einer Good-Will-Tour zwei Tage nach Stuttgart eingeflogen worden waren, waren auf dem falschen Fuß erwischt bei dieser Frage. Und Niefer setzte nach: „Ich versteh‘ Euch nicht, daß ihr immer so schlecht über uns schreibt.“

Eigens für die Delegation der Bremer „Landespressekonferenz“ hatte die Daimler-Chefetage in den letzten Tagen die Erfolgs-Nachricht zurückgehalten: Die Zahl der im Bremer Werk und in der Niederlassung beschäftigten Arbeitskräfte hat 14.000 um genau 38 überklettert. Und wenn im Bremer Werk am Ende des kommenden Jahres 80 Stück des neuen Sportwagen montiert werden, den Niefer gerade drei Tage lang in Kenia höchstpersönlich und mit den Daimler -Experten zur Probe gefahren hat, dann dürfte die Beschäftigten-Zahl auch die 15.000 erreichen.

Als er zum ersten Male Koschnick gegenüber den Ausbau des damals defizitären Bremer Werkes angesprach, so plauderte Niefer aus dem Nähkästchen, habe

Koschnick gar nicht richtig reagiert. „Daas Ding kosch‘ zweii Milljarde“, habe er, der Schwabe Niefer, dem zögernden Koschnick die Sache klarzumachen versucht. Die Sprache scheint der Bremer verstanden zu haben.

„Arbeit für 15.000 - Wir holen Mercedes nach Bremen“ ließ die Sonderausgabe der „Bremer Bürger-Zeitung“ der Bremer SPD 1978 den Bürgermeister Hans Koschnick sagen und versprach einige hundert Millionen öffentlicher Gelder für die entsprechende Infrastruktur. Nachdem Koschnick gewonnen war, habe die SPD noch überzeugt werden müssen. Man habe sich mit dem gesamten Senat zu einem geselligen Abend in der Kajüte der Bremer Vertretung in Bonn getroffen.

Die Grünen hatten damals die 400 Schrebergärtner unterstützt, die im Holter Feld im Wege waren, sie warnten vor der Zerstörung des Stadtteils Hemelingen durch das 1 Millionen Quadratmeter-Werk und vor der Verschwendung von Steuergeldern für einen Autokonzern.

Obwohl der Erfolg des 190er Daimler und damit auch der Ausbau des Produktionsstandortes Bremen die damaligen Konzern-Erwartungen weit übertroffen hat, will Niefer keine Arbeitsplatz-Zusagen machen. „Ich habe nie Arbeitsplätze in der Autoindu strie in Bremen garantiert“. Genausowenig werde Daimler jetzt Arbeitsplätze bei MBB garantieren - wie die Doppelungen zwischen Dornier und MBB zu einer Rationalisierung im neuen Konzern führen, darüber sei „heute noch keine klare Aussage zu machen“, betonte Niefer. Und

machte dem Pressesprecher des Bremer Senats, der mitgereist war, noch einmal klar, daß der Daimler-Einstieg bei MBB an zu hohen Bedingungen der Anteilseigner Bremen und Hamburg noch scheitern könne.

K.W.

Reportage vom Besuch in Stuttgart am Samstag

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