Namibia-Abkommen blockiert

■ Delegation des Apartheid-Staates verläßt Verhandlungsrunde / Überwachung des kubanischen Truppenabzugs aus Angola und südafrikanische Gegenleistungen sind umstritten

Berlin (wps/taz) - Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Apartheid-Regimes haben am Wochenende zur Verschiebung des erwarteten Abkommens zwischen den Regierungen von Südafrika, Angola und Kuba geführt. Dies sagte ein US-Diplomat am Montag in Kongos Hauptstadt Brazzaville, wo die letzte Runde der von der US-Regierung vermittelten Verhandlungen zur Beendigung des Konflikts im südwestlichen Afrika stattfand. Die südafrikanische Delegation unter Leitung des Außenministers „Pik“ Botha hatte am Wochenende den Verhandlungsort überraschend verlassen, ohne - wie ursprünglich erwartet - das Verhandlungsprotokoll zu unterzeichnen. Als Begründung nannten die Südafrikaner Probleme bei der Überwachung des Abzugs der rund 50.000 kubanischen Truppen aus Angola, der im Mittelpunkt des Abkommens steht.

Der US-Diplomat ist allerdings der Ansicht, daß die Südafrikaner die Gespräche unterbrochen haben, weil sie sich über ihre vertraglichen Gegenleistungen nicht einig sind. Das Apartheid-Regime soll seine rund 100.000 Soldaten aus Namibia abziehen und das Land in die Unabhängigkeit entlassen. Vor allem die Generäle wollen ihre Kolonie aus militärstrategischen Gründen nicht verlassen, während Außenminister Botha sich von einem Zugeständnis bei den Verhandlungen mehr Spielraum im Westen erhofft.

Kubas Staatschef Fidel Castro warf den Südafrikanern vor, sie wollten die Verhandlungen torpedieren. Zur selben Zeit gab die US-Regierung jedoch bekannt, daß das Apartheid -Regime sich inzwischen zur Unterzeichnung des Protokolls bereiterklärt habe. US-Diplomaten halten es deshalb für möglich, daß die Gespräche noch in diesem Monat abgeschlossen werden können. Trotzdem sind die meisten Beobachter skeptisch, ob der 15.März als Termin für den Beginn des Truppenabzugs und der Entlassung Namibias in die Unabhängigkeit eingehalten werden kann.

Mit dem Abzug der südafrikanischen Truppen aus Namibia und der Kubaner aus Angola ist allerdings der Bürgerkrieg in Angola noch nicht beendet, den die UNITA-Rebellen mit Hilfe Südafrikas und den USA seit 13 Jahren gegen die von der Sowjetunion unterstützte MPLA-Regierung führen. Immerhin haben die Supermächte sich inzwischen bereiterklärt, bei den für Anfang des nächsten Jahres vorgesehenen Gesprächen zwischen den Bürgerkriegsparteien als Garantiemächte aufzutreten. Der zimbabwische Außenminister Nathan Shamuyarina warnte allerdings vor dem Versuch der US -Regierung, die Gespräche dazu zu nutzen, eine Beteiligung von UNITA an der angolanischen Regierung durchzusetzen.

mf