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Esten gegen Industrieansiedlung

Sowjet der Republik beschließt Gesetz gegen Industrie in ökologisch gefährdeten Gebieten  ■  Von Roland Hofwiler

Berlin (taz) - Das Parlament der Sowjetrepublik Estland machte am Dienstag erstmals von seinem neuen, selbstproklamierten Souveränitätsrecht Gebrauch und verabschiedete ein Gesetz, das die „Ansiedlung von Industrie in ökologisch verwüsteten Gebieten“ untersagt. Dahinter verbirgt sich die Angst, durch den Raubbau an sieben Millionen Tonnen Phosphaterzen im Nordosten der Republik könne eine Umweltkatastrophe ausgelöst werden.

Seit Jahren werden in großem Stil Phosphaterze abgebaut, Erze, die mit Diktyonema-Schiefer gebunden sind. Nach dem herkömmlichen Abbauverfahren der Phosphaterze entzündet sich der schwermetallreiche Schiefer sehr leicht, wenn er mit Luftsauerstoff in Verbindung kommt.

Mehrmals soll in den letzten Monaten radioaktives Uran freigesetzt worden sein, berichteten Exil-Esten. Sie schließen eine „umweltfreundlichere“ Abbaumöglichkeit für den Schiefer und die Phosphaterze nicht aus, verweisen aber darauf, daß die estnische Bevölkerung keinerlei Rohstoffabbau mehr wünscht, da die Angst umgehe, mit neuen Industrieansiedlungen würde die „Russifizierung“ durch Ingenieure und andere Fachkräfte aus zentralsowjetischen Republiken zunehmen. So soll denn auch die Entscheidung der estländischen Republikführung beim Obersten Sowjet als „nationalistisch“ verurteilt worden sein.

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