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Verschärfte Erlebnisse

„Heißer Sand und die Erinnerung daran, daß es einmal schöner war“, mag so manchem nach zwei Wochen Strandurlaub inklusive Fitneß-Streßprogramm durch den Kopf gehen. Auch das Reisen ist eben nicht mehr das, was es einmal war, als Columbus Amerika, Goethe Italien und Egon Erwin Kisch den Internationalismus entdeckten. Doch wenn man solche hohen Ansprüche stellt, wird die Auswahl auf dem Reisemarkt eben immer kleiner. Und wer Cocteaus Abenteuer unter Wasser, Gzimecks Expeditionen ins Tierreich, Karl-May-Bücher, James Bond und Werner-Herzog-Filme in sich aufsog, den kann so leicht nichts hinterm Ofen hervorholen.

Bürgerkriege und Kriegsschauplätze gibt es zwar noch zur genüge, doch gerade wenn es spannend wird, müssen die Touristen gehen und sich wieder mit der ersten Reihe bei ARD und ZDF begnügen. Das Abenteuer im Stau am Holledauer Dreieck ist inzwischen allemal realer und wahrscheinlicher als die Prospektverheißung beim Apres-Ski in der Tibet-Hütte am Stifser Joch. Über den Streik am Aeropuerto de las Palmas, kompensiert mit reichlich Lumumba und ausgedehntem Duty-free-shopping, läßt sich zu Hause mehr erzählen als über das Survival-Training mit Konditormeister Rüdiger Nehberg bei den Yaomani-Indianern im Amazonas-Becken. Den Zauber des Orients findet man sowieso an jeder Kebab-Bude, und in der Sauna ist es auch heiß.

Pures Erleben wird immer wertvoller, auch wenn es hinter banalen Staus, lästigen Streiks oder einer Kebab-Bude lauert. In diesem Sinne unser umwelt- und sozialverträglicher Reisetip für einen erlebnisschwangeren, schönen Winterurlaub: Eine Woche Trockenwedeln mit dem dreifachen Olympiasieger Toni Sailer in Cortina d'Ampezzo inclusive freiwilligem Pistenschutz mit den einheimischen Öko-Fundamentalisten. Überlebenstraining bei Tiefschneewanderungen auf den Spuren Luis Trenkers. Diavorträge mit Reinhold Messmer zum Thema „Der Berg und Ich - Naturgewalt und Ego“. Meditationskurse zu den aus Funk und Fernsehen bekannten Klängen „La Montanara“. Und zum krönenden Abschluß viel Spaß und Ausdauer bei den langen kommunikativen Warteschlangen am Lift und den aufregenden Staus in den Loipen beim „Einmal ist keinmal„-Gang auf die Piste.

taz-reise/ed

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