: Wahlen in Sri Lanka fordern 13 Tote
■ Bevölkerung ließ sich dennoch von Todesdrohungen und Anschlägen nicht einschüchtern / Angriffe auf Wahllokale / Zur Wahl standen drei Präsidentschaftskandidaten / Für Wahlverhinderung sind mindestens zehn Jahre Haft vorgesehen
Colombo (afp) - Singhalesische Guerillas haben bei den am Montag abgehaltenen Präsidentschaftswahlen in Sri Lanka nach ersten Angaben des Militärs bis zur Schließung der Wahllokale gegen 11.30 Uhr MEZ 13 Menschen getötet.
Der blutigste Zwischenfall ereignete sich am Morgen Madaulpatha im zentral-srilankischen Distrikt Matale, wo bewaffnete Extremisten das Feuer auf ein volles Wahllokal und drei Wähler erschossen. Mindestens 15 Personen wurden verletzt, teilten Polizei und Militär mit. Die Behörden machen die singhalesische Volksbefreiungsfront Janathi Vimukti Peramuna (JVP) für den Anschlag verantwortlich.
Die JVP hatte zum Wahlboykott aufgerufen und alle diejenigen, die trotzdem zu den Urnen gehen, mit dem Tode bedroht. Die JVP hat im Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen nach Polizeiangaben seit Sonntag mindestens 44 Menschen getötet. Mit ersten Wahlergebnissen wird frühestens am Dienstag gerechnet. Aus mehreren Landesteilen wurden am Montag ebenfalls Überfälle auf Wahllokale gemeldet, bei denen weitere sieben Wähler getötet und mehrere Menschen verwundet wurden. Zahlreiche Wähler wurden zusammengeschlagen.
Bereits in der Nacht hatten Guerillas einen Bus überfallen, der Wahlhelfer transportierte und dabei einen Beamten erschossen. Bei einem anschließenden Zwischenfall wurden zwei Soldaten erschossen. Einen davon hielten Polizisten offenbar versehentlich für einen JVP-Guerilla. Zur Sicherung des Wahlvorgangs wurden 32.000 Polizeibeamte und Soldaten aufgeboten. Im Süden, wo die JVP starken Rückhalt hat, mußten etwa fünfzig Wahlbüros nach Sabotageakten geschlossen werden. Die Wähler seien in andere Wahllokale dirigiert worden, hieß es von offizieller Seite. Nach ersten Angaben des stellvertretenden Wahlleiters, Lakshman Perera, lag die Wahlbeteiligung zwischen 50 und 60 Prozent. Beobachter halten dies angesichts der Sicherheitslage für eine gute Wahlbeteiligung. Im Norden und Osten, den überwiegend von Tamilen bewohnten Teilen Sri Lankas, wo 50.000 indische Soldaten zum Eingreifen bereit standen, verlief die Wahl nach indischen Angaben dagegen ruhig.
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