: Mannequin im 6. Gang
■ Zum Schießen: Griffith-Joyner kommt nach Bremen
Kennen Sie die Dame? Doch, die müssen Sie kennen. Das ist Florence Griffith-Joyner, die Welsportlerin des Jahres 1988. Was die kann? Zum Beispiel ihre Fingernägel bis zu 16 Zentimeter lang werden lassen, ohne daß sie abbrechen, mit merkwürdigen Sportanzügen Heerscharen von Fotographen entzücken, über 100 und 200 Meter so schnell laufen, wie sonst keine auf der Welt und last but least Bremens Stadthallen Direktor Günter Seesing des nachts in freudige, innerliche Erregung versetzen. Hat der selber gestern gesagt.
Seesing hat aber einen ganz geschäftlichen Grund für seinen Erregungszustand. Die schnelle Schöne, so etwa das Teuerste, was auf dem Sport-Show-Markt zu erwerben ist, kommt in die Stadthalle. Nicht zur Modenschau, nicht zum Rennen, sondern
-zum Schießen. Und wann wird in der Stadthalle geschossen? Na eben. Wenn das Sechstage-Rennen anfängt. Und weil dieses Jahr zum 25 Mal Radfahrer im Kreise fahren, derweil sich die Menge mit Alkoholischem zuschüttet, sollte es mal nicht Otto, Ingrid Steeger oder so jemand sein, sondern ein Weltstar : das „Mannequin mit dem 6. Gang“ (Stadhalle -Pressetext).
Wie hat's Seesing gemacht? Mit viel Telex-Papier, dem dicken Otto (dem vom Catchen) als Türöffner und natürlich mit viel Geld. Daß der Coup gelungen war, zeigten die Tip -Zettel der Journalisten: Die hatten auf vergleichsweise provinzielle Größen wie Steffi Graf oder Katharina Witt gesetzt. Allein der taz-Reporter ahnte die Größenordnung: Sein Tip Ben Johnson lag aber dann doch voll daneben. hb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen