: Hof-Bericht-Erstattung-betr.: "Bauern-Zauber", taz vom 17.12.88
betr.: „Bauern Zauber“,
taz vom 17.12.88
Der Artikel von Günter Ermlich über den „Prichings-Hof“ ist ja erbärmlich unkritisch ausgefallen; er scheint ja geradezu richtig angetan gewesen zu sein von diesem hemdsärmeligen Self-made-man inmitten seiner pseudo-ländlichen Mischung aus Bierseligkeit, Disneyland und agroindustrieller Massenviehproduktion.
Entgangen scheint ihm dabei vor allem, wie das Vieh dort gehalten wird: in Boxen, in denen keine Bewegungsmöglichkeit gegeben ist, oder Leib an Leib zusammengepfercht, so daß einem normal empfindenden Menschen dabei der Appetit auf die nachfolgenden Schnitzel eigentlich vergehen müßte.
Keine Erwähnung auch der dort abgehaltenen Werbeverkaufsschauen, die den Omas (Opas sind weniger blöd? d.sin) Bettdecken für 900 Mark andrehen. Selbst das wahrlich nicht gerade der Weltrevolution verdächtige Leib und Magenblatt des deutschen Fuhrgewerbes, die Zeitschrift 'Lastautoomnibus‘ überholt Euch links (Ausgabe 6/87), indem es in einem Artikel zwischen Bus-Tests und Messeberichten in einem Bericht mit traurigen Bildern die Dinge bis zur Übelkeit beim Namen nennt.
Daß Ihr von einem Interessenblatt derer, die eigentlich daran (mit-)verdienen, in kritischer Hintergrundberichterstattung überboten werdet, sollte Euch zu denken geben. Der taz-Artikel liest sich dagegen nämlich wie eine Seite aus Bauer Ewalds Memoiren. Wer schon über Ställe berichtet, sollte auch in Ställe hineinschauen.
Ralf Messerschmidt, Berlin 37
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen