: Kampf um die Stadt-Ökologen-Ausbildung
■ Trotz der Polemik wird weiter geredet / SPD- und Arbeitspolitikerin Dagmar Lill will Kooperation: Fortbildungsprojekt „Stadtökologe“ soll zum Modell der Kooperation zwischen gewerkschaftsnahen Trägern und Alternativen werden
Der Leiter der Bezirksgeschäfts stelle Unterweser des Berufsfortbildungs-Werkes (bfw), Egon Brinkmann, hat inzwischen doch ein erstes Mal mit Vertretern des Projektes „Soziale Ökologie“, Rhizom, an einem Tisch gesessen, um Möglichkeiten der gemeinsamen Trägerschaft der Fortbildungsmaßnahme zum „Stadtökologen“ auszulooten. (vgl. taz 28.11.) Ob die bestehenden Gegensätze im kommenden Jahr überwunden werden können, ist dabei noch offen.
Brinkmann war in Alternativ-Kreisen durch einen internen
Brief im November zum Objekt heftiger Kritik geworden, in dem er die gemeinsame Initiative gewerkschaftlicher Gruppen
-wie etwa des Betriebsrates des bfw - und alternativer Projekte gegen die Kürzungen von Arbeitsförderungsmitteln infrage gestellt hatte.
Mitarbeit in der „Initiative“ würde für Brinkmann gewerkschaftlichen Grundsätzen widersprechen, da in der „Initiative“ auch solche Träger von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen „sowohl aus dem sogenannten alternativen wie aus dem sogenann
ten anerkannten Bereich“ seien, die elementare arbeits- und sozialrechtliche Absicherungen der Beschäftigten vermissen lassen. Namen will Brinkmann da nicht nennen, aber die Volkshochschule zum Beispiel gehört für ihn sicherlich dazu. Obwohl die DGB-Kreisdelegierten Ende November den Aufruf der Initiative ausdrücklich als Resolution beschlossen haben, sieht er sich „exakt auf der Basis der Beschlußfassung des DGB“: Eine Unterstützung der Initiative hatten die DGB -Delegierten nämlich nicht beschlossen.
Aber Brinkmann will nicht als „Betonkopf“ verstanden werden. Die taz-Überschrift „alternative Projekte bekämpfen“ sei falsch, zu bekämpfen seien vielmehr solche Träger, die nicht bereit sind, ihre Beschäftigten zu „sozial erträglichen und arbeitsrechtlich einwandfreien Bedingungen“ zu beschäftigen. Und einige solcher Träger seien Mitglied der „Initiative“ gegen die AFG-Kürzungen. Da die mit ihrenBildungsmaßnahmen z.T. billiger anbieten könnten als ordentliche Träger, sehen sich die gewerkschaftsnahen Träger von unlauterer Konkurrenz
bedroht. Daß „anerkannte Weiterbildungseinrichtungen“ bei der „Initiative“ gegen AFG-Kürzungen deshalb nicht mitarbeiteten, habe „seinen guten Grund“, hatte Brinkmann in dem Brief vom 14.11. formuliert.
Um die Kooperation mit dem alternativen Rhizom hat die Mitarbeiterin im Arbeitsressort, Dagmar Lill, am Rande einer Rostock-Fahrt den bfw-Leiter Brinkmann „gebeten“, der DGB -Vorsitzende Möller war bei dem Gespräch dabei. Zunächst hatte sich Rhizom gegen den Zwang zur Kooperation gewehrt. Auch
Brinkmann ist von dem Rhizom-Konzept nicht begeistert. Auch er könne „alle möglichen Namen erfinden“, aber ein schönes Wort wie „Stadtökologe“ mache noch keine Bildungsmaßnahme: „So geht das nicht“, ist Brinkmanns Meinung zu dem interdisziplinären Rhizom-Konzept.
Wie es geht, weiß das bfw: Man mache das schon im zweiten Jahr, und zwar berufsspezifisch: Betonsanierung, Holzsanierung etc.
1989 soll zwischen dem bfw und Rhizom weiter geredet werden.
K.W.
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