: Zuschauer schlagen vor
■ Fernsehpreis mit Mitbestimmung: Adolf-Grimme-Preis
Es ist nicht mehr allzulange hin bis zum März, wenn in Marl der Adolf-Grimme-Preis des Deutschen Volkshochschulverbandes verliehen wird.
Ursprünglich war dieser Preis als Impuls für die Zusammenarbeit von Fernsehen und Erwachsenenbildung gedacht. Mittlerweile hat er sich aber zum einzigen Fernsehwettbewerb in der Bundesrepublik entwickelt, der sich kritisch mit den Programmen der deutschen Fernsehanstalten auseinandersetzt. Im März 1989 wird er zum 25.Mal verliehen.
In der Öffentlichkeit ist allerdings kaum bekannt, wie es zur Auswahl der zu prämierenden Sendungen kommt. Dabei hat gerade die Öffentlichkeit, und das heißt jeder Zuschauer, gegenüber der Jury das gleiche Vorschlagsrecht wie die Fernsehanstalten.
Die Sender benennen der Jury des Adolf-Grimme-Preises direkt zehn (ZDF) beziehungsweise 18 Programmstunden (so die ARD für ihre 1. und 3. Fernsehprogramme). Dieses Kontingent konkurriert im Wettbewerb schließlich mit 24 Programmstunden, die eine Vorauswahlkommission aus den eingetroffenen Zuschauervorschlägen herausfiltert.
Den Fernsehzuschauern wird dabei freie Hand gelassen. Sie können praktisch jede Sendung der Jury vorschlagen, mit der Einschränkung allerdings, daß die Filme im Jahre 1988 zum ersten Mal ausgestrahlt worden sein müssen. Außerdem wird als qualitativer Maßstab an die Sendungen der Anspruch gestellt, daß sie Modelle für künftige Produktionen darstellen und helfen sollen, neue Ausdrucksmöglichkeiten des Fernsehens aufzuzeigen. Grundsätzlich besteht übrigens auch die Möglichkeit, Fernsehserien vorzuschlagen. Doch das Vorschlagsrecht für Zuschauer wechselt jährlich mit dem der Rundfunkanstalten. Die Zuschauer sind erst wieder bei der Verleihung 1990 an der Reihe, wo sie dann aber Serien aus den Jahren 1988 und 1989 vorschlagen dürfen.
Schon seit Anfang Oktober tagt eine Vorauswahlkommission, um rechtzeitig bis zum Zusammentreten der Jury Mitte Februar das Kontingent der Zuschauervorschläge auf die erforderlichen 24 Stunden zu reduzieren. Für den diesjährigen Wettbewerb besteht noch bis in die erste Januarwoche die Möglichkeit, der Jury preiswürdige Fernsehsendungen zu benennen.
Aus Gründen der Arbeitserleichterung bittet das Marler Institut darum, Vorschläge möglichst per Postkarte einzureichen. Darauf sollten dann Titel der Sendung, Sendedatum und -zeit, ausstrahlende Rundfunkanstalt sowie eine - sehr erwünschte - Begründung des Vorschlages eingetragen werden.
Das Adolf-Grimme-Institut begrüßt auch mehr als einen Vorschlag je Zuschauer und bittet sogar, im Bekanntenkreis auf die Möglichkeit der Zuschauerbeteiligung hinzuweisen.
Ein Fernsehpreis also, der nicht allein einem Expertenklüngel zur Entscheidung überlassen bleibt.
taz
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