: Ein „Rüstungswettlauf“ in der Flugsicherheit
■ Flughäfen in aller Welt rüsten auf gegen potentielle Bombenleger / Schwachpunkt: Arbeiter auf dem Rollfeld
London (ap/taz) - Zwischen potentiellen Attentätern und deren Gegenspielern von den Sicherheitsdiensten der Fluggesellschaften und Flughäfen sowie der Polizei ist rund um die Welt ein regelrechter „Rüstungswettlauf“ ausgebrochen. Wann immmer empfindlichere Geräte zum Aufspüren von Bomben zum Einsatz kommen, steht auf der anderen Seite schon wieder ein Sprengstoff zur Verfügung, der noch schwieriger zu entdecken ist als der bislang modernste.
„Wegen des chronischen Personalmangels und der Kosten für den Einsatz der Röntgengeräte hinken wir immer zwei Schritte hinter den Terroristen hinterher“, sagte Brian Orrell von der Gewerkschaft britischer Bordingenieure nach dem Bombenanschlag auf den PanAm-Flug über der schottischen Ortschaft Lockerbie, dem 259 Passagiere und elf Bewohner Lockerbies zum Opfer fielen. Andere Fachleute weisen darauf hin, daß das Streben nach anschlagsicheren Flugreisen mittlerweile einen Punkt erreicht habe, wo es das Fliegen entweder untragbar teuer oder extrem unbequem zu machen drohe.
Als sich die Anschläge Ende der 60er Jahre zu einem Problem auswuchsen, wurden die Flughäfen mit der Zeit fast zu Festungen ausgebaut.
Sprengstoffe werden immer elastischer und können sowohl in Souvenirs eingebaut als auch hauchdünn ausgewalzt werden, so daß sie in Kofferböden oder -nähten versteckt werden können und kaum aufspürbar sind. Bomben sind oft mit Barometerzündern versehen, die auf Luftdruck reagiern und so eingestellt werden können, daß sie die Explosion erst in einer bestimmten Höhe auslösen.
Also setzten die Sicherheitsbehörden die Luftfracht in speziellen Kammern einem künstlichen Unterdruck aus, um etwaige Bomben vorzeitig zur Explosion zu bringen. Daraufhin bedienten sich Terroristen eines Doppel- oder Verzögerungszünders, bei dem der Barometerzünder lediglich einen Zeitzünder aktiviert, der dann nach einiger Zeit, wenn das Flugzeug in der Luft ist, den Sprengsatz hochgehen läßt. Der Londoner 'Times‘ zufolge wurde Flug 103 am 21. Dezember ein solcher Zünder zum Verhängnis.
Die neueste Stufe dieses von dem Journalisten David Learmount vom Fachmagazin 'Flight International‘ so genannten „Rüstungswettlaufs“ markiert ein neuartiges System zum Aufspüren von Sprengstoff.
Doch ist laut Kyd die Sicherheit weniger an den Abfertigungsschaltern und den Abflugterminals, sondern vielmehr auf dem Rollfeld selbst gefährdet. Die Hunderte von Flughafenarbeitern, die täglich auf dem Gelände zu tun hätten, seien schwer zu kontrollieren.
Viel sei schon für die Flugsicherheit getan worden und noch mehr sei möglich, sagt Learmount. Doch sei nicht alles, was möglich sei, auch machbar. Die Unbequemlichkeiten, die beispielsweise die besonders terrorgefährdete israelische Fluggesellschaft El Al ihren Fluggästen zumute und die diese im Wissen um die besondere Lage dieses Unternehmens auch hinnähmen, könne sich eine andere Gesellschaft vermutlich nicht lange leisten.
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