: SFB 89: Quotiert und kollegial
■ Überlegungen der Rundfunkräte Huhn und Prinz (beide SPD) zur Sanierung des SFB nach dem Fall Herrmann / An ein Leitungsgremium nach dem Vorbild von Radio Bremen gedacht
„Das Intendantenprinzip hat sich überlebt“, zu dieser Erkenntnis kommen die beiden Rundfunkräte Diether Huhn und Detlef Prinz (beide im SPD-Landesvorstand) in der neuesten Ausgabe der Medienfachzeitschrift 'Funkreport‘. Nachdem durch den Rücktritt des SFB-Intendanten Herrmann zum März diesen Jahres die Führungskrise des Senders erneut offenbar wurde, haben die beiden Rundfunkräte Sanierungsgedanken veröffentlicht.
Vor allem sei deutlich geworden, daß ein Rundfunksender nicht länger nach der „Alleinherrschermethode“ geführt werden könne. Wie Huhn gegenüber der taz ausführte, ist hier an ein ähnliches Leitungsgremium wie bei Radio Bremen gedacht. Dort gibt es ein Leitungsgremium von vier Direktoren. Jeweils einer der Direktoren wird für bestimmte Zeit zum Intendanten gewählt.
Für die SFB-Leitung, heißt es im 'Funkreport‘ weiter, würden keine „Parteitagslieblinge, Rundfunkkarrieristen oder Hörfehlergewinnler“ (Herrmann hatte seine Gehaltsverbesserung einem angeblichen Hörfehler des damaligen Rundfunkratsvorsitzenden zu verdanken) gesucht, sondern „Idealisten“. Zumindest würde es reichen, wenn der/die nächste Intendant oder Intendantin einen Zwei-Jahres -Vertrag (bislang fünf Jahre) ohne Pensionszusage erhielte. Darüber hinaus setzen sich die beiden Rundfunkräte für eine Quotenregelung insbesondere bei den Führungsgremien ein.
Wenn Intendant Herrmann Anfang März endgültig zurücktritt, muß eine neue Lösung gefunden sein. Damit aber tut man sich derzeit im Rundfunkrat schwer. Die SPD, die kürzlich die Parole ausgab „Keine Berliner PolitikerInnen auf den Intendantenposten“, hat eigene KandidatInnen nicht in petto, möchte aber - möglichst noch im Januar - die Führungsfrage gelöst haben. Die CDU dagegen will das Personenkarussell erst nach den Wahlen drehen. Senatssprecher Fest, so ist zu hören, könnte zum Kultursenator avancieren, und Volker Hassemer in die SFB-Intendanz wechseln.
bim
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen