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Uni Bremen: „Es wird gestreikt, klar!“

■ Erste Vollversammlung der Uni-StudentInnen nach den Weihnachtsferien / Alle Fachbereiche wollen streiken / / Heute Besuch beim akademischen Senat, Freitag Demo

„So voll war es in der Uni-Mensa noch nie“, begeisterte sich ein Student. Auf allen Tischen, Stühlen, Gängen und Treppen bis zur Essensausgabe drängelten sich die StudentInnen zur ersten Vollversammlung (VV) nach den Weihnachtsferien. Einhellige Berichte aus allen Fachbereichen (FB): „Es wird gestreikt, klar!“ Im FB 3 wird inzwischen heftig an einem Konzept für Tutorien gestrickt.

Die JuristInnen kamen mit „einem großen Problem“: Sie wollen - trotz Streik - eine wichtige Klausur schreiben, ohne die die Fünftsemester glatt ein Studienjahr „verlieren“ würden. Großer Applaus: Das schien in Ordnung. „Also, sie streiken, nachdem sie für ihre Zukunft vorgesorgt haben“, stichelte mein Nachbar.

Große Überraschung: Auch bei den ProduktionstechnikerInnen war inzwischen was los. Und „die zweite VV seit 10 Jahren gab es am Montag im FB 10“, berichtete eine Deutsch-als -Fremdspra

che-Studentin. Im FB 11 dagegen sei es noch recht mau. Zwar gibt es einen klaren Streikbeschluß, aber kaum aktive Arbeitsgruppen, und das, obwohl es den Erziehungswissenschaften an den Kragen gehen soll. Zur Rettung des eigenen Bereichs Weiterbildung und gegen geplante Zusammenlegungen bereitet der FB 12 eine Studiengangstagung vor. Aber der AStA-Vertreter, der „noch mal kurz“ sagen wollte, „was im Flublatt steht“, mußte abbrechen: „Wir können selbst lesen!“ Den deutlich dicksten Beifall bekam eine Frau, die mutig die schlichte Frage stellte: „Wogegen streiken wir eigentlich genau? Und wie lange? Wann hören wir auf, weil Forderungen erfüllt sind? Und: Welche?“

Das alles wird jetzt dezentral in den Fachbereichen debattiert. Und ein Streikrat wird gegründet, der nur koordinieren soll, mit Delegierten aus Fachbereichen, Studiengängen und AG's. Fachübergreifend ist die nächste VV für

Freitag angesetzt. Außerdem gibt es die „Provok-AG“, die eine „Kritische Universität mit Projektstudium, kritischen Inhalten und interdisziplinären Veranstaltungen“ aufbauen will, auch eine neue AG zur Geschichte der Bremer Uni und das Frauen-Plenum, das die „total männerdominierten Strukturen auch hier“ knacken will, „ohne zu spalten“.

Heute wird um 11 Uhr der akademische Senat tagen, um über Zulassungsbeschränkungen, Wochenend- und Ferienarbeit für BiologInnen und Uni-Kita zu beraten. Ob bei der Sitzung mitzuberaten oder zu sprengen wäre, darüber wollen sich interessierte StudentInnen beraten: 8.30 AStA-Etage, 10.30 vor dem Senatssaal. Der spontane Vorschlag, mal eben kurz den „Stern“ zu blockieren, fand zwar Beifall, wurde aber wieder fallengelassen - zugunsten einer „qualifiziert vorbereiteten Demo am Freitag, mit Transparenten und Plakaten“. S.P

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