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Trend der US-Bürger zum Truck

■ US-Automobilindustrie: Totgesagte leben länger / Kranker Dollar als Lebenselexier

New York (dpa) - Bei den drei amerikanischen Autoherstellern gab es auch 1988 - wie bereits in den vorangegangenen fünf Jahren - volle Kassen. Dank umfassender Einsparungen haben die „Großen Drei“ - General Motors Corp. (GM), Ford Motor Co. und Chrysler Corp. - im zurückliegenden Jahr knapp zehn Milliarden Dollar Nettogewinn kassiert. Obwohl dies 13 Prozent weniger waren als 1987, ist das noch immer das zweitbeste Jahr der Branche, die nach dem Börsenkrach vom Oktober 1987 auf das Schlimmste gefaßt war. Die exakten Ziffern werden gegen Monatsende mitgeteilt.

Noch im Januar 1988 hatten die drei Produzenten ihre Produktionspläne deutlich zurückgeschraubt. Zur großen Überraschung der Branche schadete jedoch das Wall-Street -Debakel den Autoverkäufen überhaupt nicht. Marktführer GM, mit 102 Milliarden Dollar Umsatz und 36,1 Prozent Marktanteil, hat letztes Jahr 5,4 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft als 1987 und den Nettoertrag auf etwa 4,52 (3,55) Milliarden Dollar gesteigert.

Neben Kosteneinsparungen profitierten die großen Drei im vergangenen Jahr von dem blendenden Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen, die von immer mehr Amerikanern an Stelle von Personenwagen gekauft werden. Eins von drei in den USA abgesetzten Fahrzeugen wird als „Lastwagen“ eingestuft, darunter Kleinbusse, Liefer- und Geländewagen. Noch haben die US-Hersteller dieses blühende Marktsegment fest in der Hand, da auf Importe 25 Prozent Zoll erhoben wird. So erzielte GMs Lastwagenabteilung 1988 ihren dritten Verkaufsrekord in vier Jahren.

Preiserhöhungen der ausländischen Autos haben dem Importgeschäft auf der ganzen Breite der Angebotspalette das Spiel verdorben und die Japaner haben 1988 etwa 200.000 Wagen weniger eingeführt, als die sogenannte freiwillige Importbeschränkung zugelassen hätte. Ein noch düsteres Bild bot sich den europäischen Importeuren, die unter dem schwachen Dollar zu leiden hatten. Wird der Dollar billiger im Vergleich etwa zur DM, erhalten die bundesdeutschen Produzenten entsprechend weniger Mark für ihre Verkäufe. Geben sie dann mit den Preisen nach, verkaufen sie noch weniger.

Das große Risiko für die Autobranchen ist die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, denn Maßnahmen zur Bewältigung der Doppeldefizite (Haushalt und Außenhandel) werden nachhaltige Auswirkungen auf die Preise und das Konsumentenverhalten haben.

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