: Ein langer Weg-betr.: "USA wollen neue C-Waffen entwickeln", taz vom 11.1.89
betr.: „USA wollen neue C-Waffen entwickeln“,
taz vom 11.1.89
Wer kann sich überhaupt noch darüber wundern? Diese Gefahr wird immer bestehen. Das Monopolkapital kalkuliert, weil es auf Profit kalkulieren muß, und zwar auf besonderen Profit für die einzelnen Monopole, niemals voll rational, wenn rational heißt: von der Existenz der Menschheit aus denkend. Und bei einem derartigen Hochpulvern der atomaren, biologischen und chemischen Zerstörungsmittel, wie wir sie heute haben, wird die Möglichkeit einer Totalkatastrophe durch Zufall zu einem ganz entscheidenden Problem. (...)
Trotzdem bleibt die generelle Forderung nach Abschaffung der atomaren Waffen, nach Abschaffung auch der chemischen und biologischen Waffen, nach Abschaffen jeder Chance des Krieges, nicht irrational und nicht undurchsetzbar. Setzt man sie durch, dann haben wir die Wahrscheinlichkeit der Selbstauslöschung der Menschheit als Problem aufgehoben.
Freilich ist dies nur denkbar aufgrund gesellschaftlicher Kämpfe, bei entsprechender Veränderung der Welt und bei ihrer Kontrolle durch dann wirklich vereinte Nationen. Das ist aber ein langer Weg, denn es gibt keinerlei Grund, anzunehmen, es ließe sich von heute auf morgen zum Beispiel in den Vereinigten Staaten die monopolkapitalistische Produktionsweise beseitigen. Und es wäre ebenso illusionär, anzunehmen, daß von heute auf morgen die zahllosen inneren Widersprüche zwischen den sich langsam emanzipierenden, industriell noch nicht voll entwickelten Gesellschaften aufzuheben wären. Diese Chance besteht nicht. Aber man kann solche Prozesse durchaus anvisieren und einleiten, nämlich durch gesellschaftliches Handeln von Menschen.
Fazit: Wir haben die Wahl zwischen dem langsamen Draufgehen durch die Umweltkrise und dem schnellen Draufgehen durch einen globalen Krieg. Nur eine sich organisierende Menschheit kann diesen Tatbestand abwenden. Denn ein Problem, das sich der Menschheit stellt, kann, wenn die Machtverhältnisse entsprehend gestaltet werden, auch gelöst werden. (...)
Karl Kirchner, Würzburg
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