: Die Edelhölzer in Nachbars Wäldern
■ In Thailand Erlaß zum Schutz des Regenwaldes in Kraft getreten / Opposition kündigt Widerstand der Privatwirtschaft an Holzknappheit soll durch Importe abgefangen werden / Reaktion auf Naturkatastrophen
Bangkok (dpa/afp) - In Thailand ist ein Erlaß zum Schutz des tropischen Regenwaldes in Kraft getreten, der die Abholzung der wertvollen Baumbestände verbietet. Wie gestern in Bangkok mitgeteilt wurde, unterzeichnete König Bhumibol Adulyadej am Samstag das zuvor vom Kabinett verabschiedete Dekret.
Die Regierung reagiert mit dem landesweiten Fäll-Verbot auf die schweren Flutkatastrophen und Erdrutsche, bei denen im November mehr als 350 Menschen ums Leben kamen und 50.000 ihr Obdach verloren. Das umstrittene Öko-Dekret muß im April zwar noch vom Unterhaus gebilligt werden, die Koalitionsregierung von Ministerpräsident Chatichai Choonharan verfügt dort allerdings über eine klare Mehrheit. Die Opposition hatte vor erbittertem Widerstand der Privatwirtschaft gegen die Verordnung gewarnt.
Mit dem Abholzungsverbot werden 301 erteilte Konzessionen ungültig. Insgesamt sollen im Land rund 4.000 Unternehmen mit Abholzung befaßt sein; das Verbot könnte sich auf das Lohneinkommen von rund einer Million Menschen auswirken.
Allein die im Süden angesiedelten Besitzer von Abholzungskonzessionen geben voraussichtliche Verluste von rund 10 Milliarden Baht (rund 700 Millionen Mark) an. Die Regierung hat eine harte Linie eingeschlagen. „Solange diese Regierung im Amt ist“, sagte Landwirtschaftsminister Sanan Kachornprasant, „wird es keine Abholzung mehr geben“. Die Konzessionsbesitzer sollen angemessen entschädigt werden allerdings nur für Investitionen und Abfindungen von Beschäftigten, nicht für entgangenen Gewinn. Kritiker meinen, ungeachtet geltender Vorschriften habe auch bislang illegale Abholzung stattgefunden.
Ein Regierungskomitee merkte an, die Illegalen könnten ihr Werk fortsetzen, indem sie ihr Holz fälschlicherweise als Importware deklarieren. Die Regierung hofft nämlich, den Ausfall bei der Nutzholzproduktion durch Importe aus Afrika, Papua-Neuguinea, Indochina und Birma auszugleichen. Das arme Laos zum Beispiel, das ungeachtet seiner politischen Ehe mit Vietnam kulturell und historisch Thailand verbunden ist, bietet seine natürlichen Ressourcen an, die es selber nicht ausbeuten kann.
Auch vor dem bankrotten Birma macht die aggressive thailändische Handelspolitik nicht halt. Die offiziellen Thai-Holzimporte sind ein wichtiger Devisenbringer für Rangun. In Absprache mit Rebellengruppen, die die birmanischen Grenzgebiete kontrollieren, haben Thais sogar lange auf birmanischen Boden Bäume gefällt.
Thailands Entwaldung hat sich in den letzten Jahren beschleunigt. Nach Angaben des Washingtoner „World Resources Institute“ war von 1981-1985 der Umfang der Waldzerstörung jährlich doppelt so hoch wie in den übrigen neun Ländern auf der Liste der zehn Regenwald-reichsten Staaten.
Waren 1950 nach Schätzungen noch 66 Prozent Thailands mit Wald bedeckt, ist dieser Anteil bis heute auf rund 20 Prozent geschrumpft. Experten beschreiben die rapide Zerstörung mit einem vertrauten Schema: Der legalen und illegalen Abholzung folgt rasch die landwirtschaftliche Nutzung des einst bewaldeten Gebietes.
Verstärkt wird der Prozeß durch die Nachfrage einer prosperierenden Möbelindustrie und die Nutzung von Holzkohle in ländlichen Haushalten.
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