: UNTER FIXERN
■ Lothar Lamberts Debütfilm „Ex und Hopp“
Mama
When my dollies have babies
And I'm a big lady
Will the prince come
And take me away?
When I said these things
I believed in kings
Then I didn't know
Love will hurt me so.
Slowly, she replied,
Tears have filled her eyes:
Baby, not so fast
Let your young life last.
Wie immer bei Lamberts Filmen fällt einem sofort seine fantastische Musikauswahl auf, viel zu selten zu hörende und von vielen schon vergessene Höhepunkte wirklich populärer Musik: von Alexandra bis Timi Yuro (wer kennt die noch?), oder wie hier in seinem ersten langen Film der schlicht überwältigende Cher-Song Mama (When my dollies have babies). Gefühle von umwerfender Intensität, voller Schmerz und Sehnsucht und Dahinschmachten. Und das ganze immer über diese dreckigen Schmuddelbilder gelegt, auf diese tot-traurigen Geschichten vom Nicht-zusammenkommen-können, oder jedenfalls vom Nicht-zusammenleben-können.
Ex und Hopp ist eines dieser Erstlingswerke, wo sich die Lust am Erzählen mit dem gesunden Voyeurismus paart, anderen Leuten zu zeigen, was man auch selbst immer schon mal sehen wollte: Die Geschichte zweier runtergekommener Fixer erzählt als Berliner Underground-Odyssee, zwischen abgefuckten Tunten und in nächtlichen Bierschwemmen. Aber nix mit sozialtherapeutisch-verklärendem Gewäsch, sondern mittenrein in den Fixer-Arbeitslosen-Säufer-Humor.
Im Gegensatz zu heutigen Underground-Speichelleckern, dieser ganzen penetrant-selbstverliebten Szene-Neubauten -Kacke, ist Ex und Hopp ein relativ konventionell gemachter Spielfilm ohne Starallüren - aber durchaus mit (späteren) Stars wie Klaus Nomi. Eigentlich wollen alle nur ihren Spaß haben, nach dem alten Hippie-Motto „Sei jetzt glücklich, weil du morgen schon stirbst“, aber das Sterben beginnt auf der Stelle und das Glücklichsein ist nur eine Erinnerung.
Sputnik Südstern vom 20. bis 28.Januar um 21 Uhr.
Torsten Alisch
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen