Verbale Schußwechsel in der JU

■ In der Jungen Union gehen die Mitglieder erneut mit eidesstattlichen Versicherungen aufeinander los / Landesvorsitzender der JU streitet infame Äußerungen über Parteiaustritte ab

Gunnar Sohn, Landesvorsitzender der Jungen Union, hat wieder mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. So wird ihm jetzt aus eigenen Reihen eine Äußerung vorgehalten, die er im Oktober vergangenen Jahres getan haben soll und seither bestreitet. Danach soll er auf der Jahreshauptversammlung der JU-Neukölln erklärt haben, daß man „heutzutage niemanden aus der Partei kriege, es sei denn, man schieße ihn nieder“. Dies bestätigte Thomas Liehr, jahrelang Weggefährte Sohns und unter ihm zwei Jahre stellvertretender JU -Kreisvorsitzender in Neukölln, in einem Leserbrief an den in Berlin erscheinenden jugendpolitischen Pressedienst 'Paper Press‘.

Nicht so sehr die Aussage an sich als vielmehr die Tatsache, daß Sohn das Zitat abstreitet, bewegt momentan die Gemüter der Jung-Unioner. So zeigt sich Liehr in seinem Leserbrief irritiert, wie sein Landesvorsitzender diese Äußerung bestreiten konnte. Etwa 60 Anwesende „haben gehört, wie Gunnar dies tatsächlich gesagt hat“, so Liehr an 'Paper Press‘.

Wie allerdings ein Artikel in der November-Ausgabe des JU -Blatts 'Zeitgeist‘ entstand, ist „absolut unklar“. Darin hatte Sohn erklärt, dies nie gesagt zu haben. Originalton Sohn: „Ich habe auf der Hauptversammlung in Neukölln lediglich gesagt, daß die von der Jungen Union eingeleiteten Ausschlußverfahren von den Parteigerichten nicht ernst genug genommen werden und Parteirichter in den seltensten Fällen politisches Fingerspitzengefühl besitzen.“

Währenddessen sammelt man in Neukölln eifrig eidesstattliche Versicherungen, die Sohns Äußerung belegen sollen. Denn 60 JU-Mitglieder können ja nicht irren.

Hintergrund der ganzen Diskussion sind die Geschehnisse um den ehemaligen BSU-Kreisvorsitzenden in Neukölln, Joachim Schmidt. In einer lautstarken Stellungnahme soll sich Sohn darüber geäußert haben, warum Schmidt nicht aus der Partei ausgeschlossen wurde, obwohl er doch eine NPD-Veranstaltung besucht hatte.

Stefan Schulz