: Auch biologische Waffen im Nahen Osten
■ US-Hinweise auf Irak, Syrien, Israel und Ägypten
Berlin (afp/taz) - Irak und Syrien, aber auch Israel und Ägypten sollen neben chemischen auch biologische Waffen besitzen und produzieren können. Dies erklärte der im Washingtoner Institut für Nahostpolitik beschäftigte US -Wissenschaftler Seth Carus am Dienstag abend. Zur selben Zeit berichtete die US-Fernsehgesellschaft ABC unter Berufung auf Geheimdienstinformationen aus den USA, Israel und mehreren arabischen Staaten, daß Irak biologische Kampfstoffe wie Cholera- und Tuberkolose-Bakterien in einer unterirdischen Anlage in Salman Pak etwa 50 Kilometer südöstlich von Bagdad herstelle.
CIA-Chef Webster hatte bereits im Oktober letzten Jahres erklärt, daß mindestens zehn Länder gegenwärtig biologische Waffen produzieren. Die Warnung bezog sich allerdings nicht auf die USA, wo zur Zeit im Auftrag des Pentagon in 128 biotechnischen Labors neue biologische Waffen kreiert werden. Es handelt sich dabei um lebende Organismen wie Bakterien, Viren, Toxine und sogar Hormone oder daraus gewonnene Substanzen, die zu militärischen Zwecken eingesetzt werden können. Ihre Wirkung reicht von bloßer Lästigkeit über vorübergehende Handlungsunfähigkeit bis zur Vernichtung menschlichen, tierischen und pflanzlichen Lebens.
Eingesetzt wird diese Waffenart schon lange, beispielsweise bei der Belagerung der Hafenstadt Feodossija am Schwarzen Meer im 14. Jahrhundert, als Mongolen pestverseuchte Kadaver über die Stadtmauern warfen und so die Bewohner vertrieben. Die Japaner setzten im Zweiten Weltkriegs in mehreren chinesischen Städten biologische Kampfmittel ein, darunter Pest, Anthrax und Parathypus. Diese Kampfmittel hatten den Nachteil, nicht auf die Gegner begrenzbar und insgesamt wenig kontrollierbar zu sein. Deshalb war es 1972 relativ einfach, ein internationales Abkommen zur Ächtung biologischer Waffen durchzusetzen. Allerdings wurde dieser Vertrag noch vor der Entwicklung der Gentechnologie abgeschlossen. Mit ihrer Hilfe werden jetzt die früheren Schwachpunkte der biologischen Waffen ausgeräumt. Durch eine Neukombination der DNS können pathogene Organismen im Labor hergestellt werden, die es in der Natur nie gegeben hat. Vorstellbar wäre etwa ein Grippevirus mit einem eingebautem Kobra-Gen, das auf die Produktion von Schlangengift programmiert ist. Der mit einem solchen Supererreger infizierte Körper würde anfangen, sich gegen die Grippe zu wehren. Dabei würde er Kobragift produzieren und so schließlich das eigene zentrale Nervensystem vergiften. Mit der Produktion dieser neuen Waffen können jetzt zugleich auch Gegenmittel hergestellt werden, um die eigenen Truppen und Zivilisten zu schützen.
mf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen