piwik no script img

Entfernter wohnen

■ Wohnungsnot bleibt, Senatsprogramme helfen nicht / Experten bestätigten Kritik des Mietervereins

Neue Wohnbauten sollten künftig vor allem in den dünner besiedelten Außenbezirken der Stadt errichtet werden, forderte gestern der Berliner Mieterverein. Für diese wie für weitere Forderungen hat sich der Verein jetzt Schützenhilfe von Fachleuten geholt. Auf einem zweitägigen Experten-Hearing diskutierten am Mittwoch und Donnerstag Statistiker, Stadtplaner, Wohnungswirtschaftler, Juristen und Politiker über die neue „Wohn-Raum-Not“ in Berlin. „Nach Meinung aller Experten“, so gestern der Verein, werde sich die Lage am Wohnungsmarkt auch in den 90ern nicht entspannen. Die vom Senat angekündigten 30.000 neuen Wohnungen würden an den Wohnungsnöten „kurzfristig“ nichts ändern. Egon Voullieme, Vorsitzender der IG Bau-Steine-Erden bezweifelte, ob die Bauwirtschaft überhaupt die Kapazitäten habe, das Neubauprogramm des Senats „im vorgesehenen Zeitraum zu realisieren“. Fraglich erschien vielen Fachleuten auch, ob sich genügend Grundstücke finden ließen. „Nicht sinnvoll“ sei das Senatsprogramm, so der Mieterverein weiter, weil nicht für die Hauptbetroffenen der Wohnungsknappheit gebaut werde, sondern „überwiegend Eigentums- und und Luxusmietwohnungen“. Noch dazu bürde der Senat den dichtbebauten Innenstadtbezirken „den größten Teil der Baulast“ auf. Dies sei „unzumutbar“, kritisierte Wulf Eichstädt von S.T.E.R.N. Er forderte, mit „Tabus“ zu brechen und „wieder vermehrt im Außenbereich zu bauen“.

taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen