Mängelprüfung für Boeing-Maschinen

■ Nach mehreren Unfällen generelle Sicherheitsüberprüfung / Überprüfung bundesdeutscher Linien hat schon begonnen

Washington/Berlin (ap/dpa/taz) Die Bundesluftfahrtbehörde der USA, FAA, hat jetzt eine generelle Überprüfung mehrerer Boeing-Flugzeugtypen auf Sicherheitsmängel angeordnet. Als Grund führt die FAA mehrere festgestellte Mängel im Verkabelungssystem von Boeing-Maschinen an, durch das akute Schäden während des Fluges an das Cockpit signalisiert werden.

Ausgelöst worden waren diese Stichproben wiederum durch die Bruchlandung einer nagelneuen zweistrahligen Boeing 737 in Großbritannien. Allem Anschein nach hatte ein Verkabelungsfehler dazu geführt, daß der Pilot nach einem Triebwerksbrand die falsche Düse abgeschaltet hatte. Offiziell bestätigt ist die Version noch nicht, aber man geht davon aus, daß auf der Feuersignalanzeige im Cockpit schlicht rechts und links vertauscht worden war. Der dann nach der Notabschaltung logischerweise vom Piloten konstatierte gleichzeitige Ausfall beider Triebwerke wurde seinerzeit von Fachleuten als statistisch eigentlich unmöglich angesehen.

Von der Überprüfungsanordnung sind jetzt alle Maschinen des Typs 737, 747, 757 und 767 betroffen, die ab 1981 hergestellt wurden, zunächst jedoch nur alle Jets der US -Gesellschaften. Es ist allerdings davon auszugehen, daß in anderen Ländern entsprechende Anweisungen herausgehen. Die Fluggäste können indes nicht mit sofortiger Sicherheit rechnen, da es den Gesellschaften gestattet ist, die Überprüfungen im Rahmen der Routineuntersuchungen vorzunehmen. Deshalb seien jedoch andererseits auch keine Verzögerungen im Flugplan zu erwarten, wie ein Sprecher der US-Aufsichtsbehörde erklärte.

Ein Sprecher des Braunschweiger Luftfahrt-Bundesamtes erklärte gegenüber der taz, man habe bereits kurz nach dem Beinahe-Absturz in England mit der Überprüfung aller Maschinen bundesdeutscher Linien begonnen. Von der Lufthansa sind insgesamt 70 Boeings betroffen. Bislang wurden keine Mängel festgestellt. Nach Informationen des Amtes handelt es sich bei den jetzt zutage getretenen 17 Verkabelungsfehlern, die Anlaß zu der Großaktion wurden, nicht um solche, wie sie als Ursache für die Bruchlandung gelten. Durchweg seien bei Cargo-Maschinen die Feueranzeiger für vorne und hinten im Frachtraum vertauscht worden.

Die Kosten für die Kontrollen veranschlagt die US-Behörde mit 220.000 Dollar, die Experten der Luftlinien gehen von einem dreimal so hohen Aufwand aus. Produkte aus dem Hause Boeing sind in den vergangenen Wochen auffallend häufig wegen technischer Mängel ins Zwielicht geraten. Zuletzt mußte am vergangenen Montag eine 727 auf dem Direktflug von Berlin nach Zürich wegen Triebwerksausfall zwischenlanden.

ulk