: SPD-Deputierte sauer
■ Sozial-Deputierte fühlen sich vom eigenen Senator übergangen / „Wozu ist man Abgeordnete?“
In eine Sinnkrise gestürzt hat der Bremer Jugendsenator mitsamt seinem BeamtInnen-Apparat die SPD-Mitglieder der „Deputation für Jugendhilfe“. Darunter die SPD -Bürgerschaftsabgeordnete Elke Steinhöfel, die früher als stellvertretende Leiterin des Sozialamts jahrelang selbst zu Scherfs Behördenapparat gehört hatte. Sie fragte sich gestern: „Wie soll man als Deputierte die Verwaltung kontrollieren? Wozu ist man Abgeordnete?“ In einem Protest -Papier machten die SPD-lerInnen ihrem Ärger darüber Luft, daß ohne Absprache „höheren und anderen Orts“ eine seit Monaten verhandelte Sachfrage entschieden worden war.
In der Sache ging es darum festzustellen, welcher von zwei freien Trägern das Horthaus Tenever betreiben darf. Die SPD -Deputierten hatten von ihrem Mitspracherecht Gebrauch machen wollen, waren „überall hingelatscht“ und hatten den Träger „Hans-Wendt-Stiftung“ ausgesprochen.
Auf der Deputations-Sitzung, auf der die Entscheidung fallen sollte, war jedoch plötzlich nur
noch der Konkurrenz-Träger „St. Petri“ übrig geblieben. Die Verwaltung hatte die Alternative „Hans-Wendt“ auf kaltem Wege ausgeschaltet, um eine „Schlußkonkurrenz“ (Amtsleiter Cyriaks) mit den mitsprachewilligen SPD-Deputierten zu vermeiden. Sitzt doch die Jugendbehörde mit mehreren Mannen, angefangen beim Senator persönlich, im Vorstand der „Hans -Wendt-Stiftung“ und konnte - einen Tag vor dem Zusammentreten der Deputierten - die Stiftung dazu bewegen, ihre Bewerbung zurückzunehmen. Jugend-Deputierte Elke Steinhöfel: „Da hätte man uns doch gleich reinen Wein einschenken können und wir hätten uns die ganze Lauferei gespart.“
Zufrieden mit diesem Gang der Dinge ist der Leiter des Amtes für soziale Dienste, Cyriaks. Er findet, die SPD -Deputierten hätten doch schon längst mitkriegen können, daß er das Projekt Tenever „St. Petri“ versprochen hatte, und er sagt auch gerne, wem er das nächste Horthaus in Bremen zugedacht hat: „Hans-Wendt“. Cyriaks: „Die Logik spricht dafür“.
B.D.
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