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Protest am Virchow

■ Senator Turner will nach der (Ab-)Wahl des CDU-Senats schnell noch CDU-Mann zum Personalchef am Virchow-Klinikum machen / Beschäftigte protestieren

Am Universitätsklinikum Virchow droht „Dienst nach Vorschrift“. Mit dieser Protestmaßnahme will das Personal verhindern, daß der noch amtierende Wissenschaftssenator Turner den beliebten (kommissarischen) Personalchef Klaus Armbrust durch einen leitenden Sachbearbeiter der TU, Jungbluth, ersetzt, für den nur eines zu sprechen scheint: dessen CDU-Parteibuch. Die Amtsenthebung von Armbrust gehört zu den schnellen Entscheidungen, mit denen der Senat noch vor einem Regierungswechsel Fakten schaffen will.

Das „Errichtungskuratorium“ des Universitätsklinikums Rudolf Virchow hatte am 1.11.1988 mit knapper Mehrheit die Einsetzung Jungbluths beschlossen. Nach heftigen Protesten hatte Turner damals zugesagt, daß erst einmal nichts passieren solle. Zwei Tage nach der Wahlentscheidung gegen die CDU hat Turner nun erklärt, Jungbluth solle zum 1.2.1989 anfangen.

An dem Klinikum hat sich ein breites Bündnis des Widerstands gebildet. Der ärztliche Direktor Prof. Köttgen sprach von „schlechtem politischen Stil“. Krankenpflegeleitung, Personalrat und der Vertreter der „anderen Dienstkräfte“ im Personalrat, Thomas Kohlstedt, sammelten Unterschriften unter eine Erklärung, die „Herrn Jungbluth“ bittet, sich „nicht mißbrauchen zu lassen“. In der Erklärung wird andererseits ein „Dienst nach Vorschrift“ für den Fall androht, daß Turner seine Personalentscheidung gegen das gesamte Klinikum durchsetzen will. Armbrust sei unter Beschäftigten sehr beliebt gewesen, ist einhellige Meinung am Klinikum. Und der „Neue“ habe ein Krankenhaus „noch nie von innen gesehen, es sei denn, er ist da geboren worden“, meint der Vertreter der anderen Dienstkräfte, Kohlstedt, zur taz.

Die Krankenversorgung soll unter den Protestmaßnahmen nicht leiden. Wenn die Dienstkräfte einfach aus Überarbeitung die Stationsmeldungen nicht ausfüllen können, deutete Kohlstedt eines der Druckmittel an, dann könne die Klinikumsverwaltung kein Geld mehr eintreiben.

K.W.

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