: Spezialisten am Südpol
■ US-Expertenteam soll nach dem Unfall helfen / Greenpeace: Dieselöl läuft weiter aus / Zersetzung wird Jahrzehnte dauern
Berlin (taz/dpa/afp) - Die Vereinigten Staaten haben am Mittwoch ein Spezialistenteam in die Antarktis entsandt, wo am Dienstag ein argentinisches Schiff mit mehreren hunderttausend Litern Dieselöl gesunken war. Die Amerikaner werden allerdings kaum vor Sonntag die Unglücksstelle erreichen, wo sie vermutlich versuchen werden, das restliche Öl aus dem Schiffsbauch abzupumpen. Nach Informationen des Greenpeace-Expeditionsschiffes „Gondwana“, das sich zur Zeit in der Antarktis aufhält, läuft aus dem gesunkenen argentinischen Schiff „Bahia Paraiso“ permanent Dieselöl aus. Da sich Dieselöl sehr schnell und sehr dünn auf der Wasseroberfläche verteile, könne es nicht mehr aufgesaugt werden.
Der Sprecher der Nationalen Wissenschaftsstiftung der USA, Jack Talmadge, teilte mit, daß aus dem gekenterten Schiff auch Ölfässer und mehrere hundert Flüssiggasbehälter ins Meer gelangt seien. Das Wasser rings um das Schiff sei mehrere Zentimeter dick mit Öl bedeckt. Greenpeace sprach von einem zwölf Quadratmeilen großen Ölteppich.
Aufgrund der extremen Temperaturen und der Bakterienarmut in der Antarktis wird der Abbau des ausgelaufenen Öls sehr viel länger dauern. Die biologische Zersetzung ist in der Antarktis etwa zehnmal langsamer. Deshalb wird sich das ausgelaufene Öl vermutlich Jahrzehnte halten.
Greenpeace und die US-Wissenschaftler berichten auch von Schäden in der Tierwelt. Neben dem Kleinkrebs „Krill“ seien vor allem die 12.000 Pinguinpaare bedroht, die im Gebiet um die Unglücksstätte brüten. Einen besonders verheerenden Effekt werde das Öl für die gerade flügge werdenden Jungpinguine haben. Bei einigen Vogelarten sei nach dem Verzehr von Krill ein verändertes Verhalten beobachtet worden. Für die Antarktis-Expertin Irmi Mussack von Greenpeace ist das Unglück eine Folge der „zunehmenden Präsenz des Menschen in der Antarktis“. Die „Bahia Paraiso“ habe außer Versorgungsgütern für die argentinische Forschungsstation auch Touristen an den Südpol geschippert.
Das Unglück zeige, welch irreparable Schäden für das Ökosystem Antarktis entstehen könnten, wenn die Besetzung dieses Kontinents weiter voranschreite und durch den drohenden Rohstoffabbau verschärft werde.
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