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Fiese Zehen in dt. Wurst

■ EG-Urteil erklärt deutsche Fleischberordnung als rechtswidrig / Ausländische Wurst darf importiert werden

Wußten Sie, daß die reine deutsche Wurst bis zu 50 Prozent aus Fett, Fußzehen, Graupen, Haut und jeder Menge als „Zusätze und Behandlungsstoffe“ verkleideter Chemie bestehen darf?

Weil das so ist und deshalb von der vielbeschworenen „Reinheit“ keine Rede sein könne, so argumentierte gestern der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände, sei das neue EG-Urteil eindeutig zu begrüßen: Den KonsumentInnen sei in der Vergangenheit ein großes Theater vorgespielt worden.

Am Donnerstag verkündete der oberste EG-Gerichtshof in Luxemburg, daß auch ausländischer Wurst mit Soja, Milch oder Eiern der Zugang zum deutschen

Markt gewährt werden müsse. Das deutsche Reinheitsgebot mochten die RichterInnen nicht als Argument gegen die Einfuhr werten, weil die gleichen Bestandteile in anderen deutschen Lebensmitteln ohnehin zugelassen sind. Auch stehe keinesfalls die Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Eisen und Protein auf dem Spiel. So hatte die Bundesregierung, die Interessen der deutschen Fleischfabrikanten im Blick, argumentiert. Auch die Bonner SPD-Opposition begrüßte das Urteil: Die heute in der BRD erlaubten Zusatzstoffe seien weit bedenklicher. VerbraucherInnenschutz soll jetzt durch Kennzeichnung der Inhalsstoffe sichergestellt werden. S.P

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