: Wo OptikerInnen durchblicken
■ Preisrutsch bei Brillen: Krankenkassen erstatten nur noch die Hälfte bei Gestellen / Außer Fielmann geben die OptikerInnen die 20 Mark Verlust weiter an die KundInnen
Lauter Menschen, deren Papis keinen Pfennig dazubezahlen wollen, stehen in Fielmanns Optikergeschäften Schlange. Auch noch im Januar. Auch noch, nach
dem das Gesundheitsreform Gesetz in Kraft getreten ist, nach dem die Krankenkassen für Brillengestelle nicht mehr die früher üblichen 40,35 sondern nur noch 20 Mark erstatten. Nachdem zum Jahresende ein Run auf die Läden eingesetzt hatte, um noch Brillen zu den alten Bedingungen zu bekommen, haben Fielmanns findige WerbestrategInnen mit teuren Plakataktionen auf Dumpingpreise gesetzt: Noch immer, so versprechen sie, gibt es in der Unternehmenskette Brillen gratis - also mit Gestellen für jetzt nur 20 Mark. In der Bremer Filiale gibt es nach Auskunft des Geschäftsführeres Herbert Kunk derzeit rund 700 Billigmodelle in den „Einfachfarben Gold und Sil
ber“, dazu eine Reihe von Kunststoffmodellen.
Die Optiker-Konkurrenz in Bremen will den Preisrutsch ebensowenig mitmachen wie die KollegInnen bundesweit. „Für diesen Preis wird nichts geliefert“, faßte der Bremer Innungs-Obermeister der Augenoptiker, Siegfried Perband, die Stimmung zusammen. Er setzt darauf, daß die OptikerInnen sich nicht einem vernichtenden Preiskrieg unterwerfen, sondern die Sache umdrehen: „Wenn 20-Marks-Modell auf Dauer nicht zu liefern sind, dann muß das Gesetz wieder geändert werden - denn die Kassen sind verpflichtet, die Sachleistung zu erbringen, ohne daß PatientInnen zuzahlen müssen.“
Bremer OptikerInnen sind auf den Preisbrecher schlecht zu sprechen, vermuten schlechte Qualität und Ware aus Südost -Asien und kommentieren bissig „unfair“, „Irreführung“ und „reiner Werbetrick“. Fielmann-Mann Kunk gibt zu, daß ihm „die Kunden lieber als die Konkurrenten“ sind. Auf seinen Modellen stehen auch so feine Namen wie Rodenstock oder Givenchy - „wo die im einzelnen produzieren, weiß ich nicht. Aber alle erfüllen die DIN-Norm.“ Durch besonders hohe Stückzahlen und den Verzicht auf komplizierte Farblackierungen erklärt er den niedrigen Preis. Einiges wird übrigens in Nicaragua produziert. Susanne Paa
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