Wählen ohne nachzudenken?

Als mir so langsam das Ergebnis der Berliner Wahl zu Bewußtsein kam, war mein erster Gedanke: „Honecker, bitte reiß‘ endlich die Mauer ein; deine Diktatur ist mir immer noch lieber als die der 'Republikaner‘!“

Von den 90.000 Wählern ist sicher nur ein kleiner Teil wissend über das, was er gewählt hat. Doch sind denn schon wieder so viele Deutsche an unserer Demokratie und unserer Freiheit uninteressiert, daß sie wählen gehen, ohne nachzudenken? Ist es für diese falschen Patrioten denn so viel angenehmer, vom eigenen Volk verheizt zu werden, wie es uns die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg vor Augen hält, als mit anderen Menschen in einer Gemeinschaft zu leben?

Halten diese Un-Deutschen es wirklich für besser, uns in der Öffentlichkeit als ein Volk der Nicht-ganz-Dichten und Nichtdenker darzustellen, statt als sozial verantwortungsbewußtes und demokratisches, sich selbst die Freiheit erhaltendes Volk?

Diese und ähnliche Fragen kreisen ständig in meinem Gehirn, und ein Gedanke läßt mich nicht mehr los: daß ich mich wohl wieder schämen muß, ein deutscher Berliner zu sein.

Andreas Meister, Berlin 44