Brutal festgenommen

■ Wie es einem ergeht, der auf den Berliner U-Bahn-Boden spuckt

„Ich habe am Bahnhof Zoo gewartet, um jemand zu treffen und Schulsachen von jemand abzuholen“, sagt der 16jährige Schüler H. Das war am Donnerstag abend, gegen Ende der Demonstration gegen die „Republikaner“. Eine Stunde später lag er mit Handschellen gefesselt auf der Polizeiwache Bismarckstraße. Am späteren Abend stellte ein Arzt im Krankenhaus fest: Würgemale am Hals, Schwellungen am Hinterkopf, im Gesicht und in der Nierengegend, Schürfungen und Prellungen an allen Körperteilen. Was in der Zwischenzeit geschah und von verschiedenen Unbeteiligten auf dem U-Bahnhof miterlebt wurde, schildert der Schüler so:

Zwei BVG-Beamte und ein Polizist seien gekommen, wohl weil die Schüler auffällig gekleidet waren und H. ein paar mal auf den Boden gespuckt hatte. „Ziemlich provozierend“, habe ein BVGler von H. den Fahrschein verlangt. Der BVG-Beamte habe die ihm vorgezeigte Monatskarte so abrupt aus der Hand des Schülers gerissen, daß sie zerriß. Aufgeregt verlangte der Schüler von dem Beamten, in Ruhe gelassen zu werden. Die Beamten verlangten den Personalausweis zu sehen, der Schüler hatte keinen dabei. Er wurde daraufhin aufgefordert, mitzukommen. Eine Rangelei ging los, unter anderem verlangten die Beamten von dem Schüler, die Spucke wegzumachen, der Schüler wurde so brutal traktiert, daß ein älterer Herr die Beamten beschimpfte, Passanten unterstützen den Schüler.

In dem Wärterhäuschen wurde der Schüler weiterhin getreten, die Zahl der Beamten wuchs. Besonders muß der Aufnäher „Nazis raus“ die Polizeibeamten provoziert haben. „Euch Schweine haben wir erlebt vorm Rathaus Schöneberg.“

„Das klingt wie ein Horror-Märchen, das hat mich unheimlich erschreckt. Ich lag auf dem Boden und konnte nichts sehen, nur die Polizei-Stiefel.“ Schließlich wurde er an Händen und Füßen gepackt und weggezerrt - durch die aufgebrachte Menge hindurch. Auch im VW-Bulli lag er in Handschellen auf dem Boden - mit dem Gesicht nach unten. Ein Polizeibeamter setzte den Fuß auf den Rücken, wieder suchten Beamte in dieser Lage den Dialog über Nazis und „Republikaner“.

In der Wache in der Bismarckstraße haben die Beamten den Schüler mit Gewalt zum Ausziehen gezwungen, der Schüler erhielt weitere Schläge und Fußtritte. Er habe, erklärte der Schüler, während der gesamten Zeit darauf bestanden, seine Eltern anrufen zu dürfen. Das sei ihm verweigert worden.

K.W.