: Signal warnt vor Gewalt
■ Gewalt auf Frankreichs Fernsehbildschirmen wird eingeschränkt Fernsehsender einigten sich auf freiwillige Maßnahmen
Die französischen Fernsehanstalten wollen künftig Gewaltszenen auf dem Bildschirm weitgehend einschränken. Die Sender einigten sich jetzt auf einen Verhaltenskodex, der eine Reihe von Maßnahmen und Empfehlungen vorsieht. Nur die Privatstation TF 1 mit einem Marktanteil von 45 Prozent hält die Initiative für „unbedeutend“ und macht nicht mit. Dabei dürften wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle spielen, denn Experten sind sich einig: Gewalt zahlt sich aus. Das kleine weiße Quadrat in der Bildschirmecke bei Filmen, die für Kinder und Jugendliche ungeeignet sind, sorgt automatisch für hohe Einschaltquoten. Nervenkitzel ist gefragt, wenn man dabei gemütlich im Sessel sitzen kann.
Die fünf Sender, darunter drei Privatstationen, werden fortan im voraus vor Gewaltszenen warnen. Vorankündigungen mit Filmauszügen und TV-Programme in der Presse sollen keine Darstellungen „körperlicher oder erotischer Gewalt“ mehr enthalten. Autoren und Regisseure werden angehalten, Gewalt nur dann zu zeigen, „wenn die Handlung das absolut erforderlich macht“. Für Sendezeiten, an denen Kinder und Jugendliche vor dem Bildschirm sitzen, sollen diese Richtlinien besonders strikt eingehalten werden.
Aber die französischen Fernsehanstalten plädieren für eine noch radikalere Methode. Sie schlagen den Produktionsgesellschaften und Herstellern von TV-Geräten die Entwicklung eines Systems vor, das auf Wunsch bei Gewaltszenen oder erotischen Darstellungen ein Signal sendet und das Programm anhält. Die Eltern können dann entscheiden, ob ihre Kinder die Sendung weiteransehen dürfen oder nicht.
Das französische Fernsehpublikum kann nach Berechnungen des Wochenmagazins 'Le Point‘ auf dem Bildschirm täglich mehr Morde sehen, als in einem Jahr in Paris verübt werden. Die sechs Fernsehprogramme zeigten im vergangenen Oktober innerhalb einer Woche 670 Morde, 27 Folterszenen und 15 Vergewaltigungen. Angesichts dieser Invasion von Gewalt und Horror, die zumeist preisgünstig aus den USA und Japan importiert wird, hatte die Regierung im November mit staatlich verordneten Programmbestimmungen gedroht, falls die Fernsehsender nicht freiwillige Maßnahmen ergriffen.
afp
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen