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Südpol bis 2035 gezeichnet

■ Ölkatastrophe in der Antarktis / Stündlich fließen 450 Liter Öl ins Meer

Punta Arenas/New York (ap) - An der antarktischen Küste, vor der das argentinische Tank- und Versorgungsschiff „Bahia Paraiso“ auf Grund gelaufen und gesunken ist, droht nach Ansicht amerikanischer Wissenschaftler eine Umweltkatastrophe, deren Auswirkungen bis ins nächste Jahrhundert spürbar sein werden. Unzählige Krustentiere seien tot angeschwemmt worden, und mehrere tausend in der bislang unberührten Gegend brütende Vögel seien bedroht. Möglicherweise werde eine ganze Generation von Küken ausgerottet. Am Montag wurde eine Ölbwehr der US-Marine an dem Unglücksort erwartet.

Aus dem Schiff liefen stündlich 450 Liter Dieselöl ins Meer, berichtete der Biologe Ted De Laca von der zwei Kilometer von der Unglücksstelle entfernten Forschungsstation Palmer am Freitag. Es habe sich ein über drei Kilometer langer Ölteppich gebildet. Die „Bahia Paraiso“ hat nach US-Angaben knapp eine Million Liter Öl in mehreren Tanks und Fässern gebunkert.

De Laca zufolge bedroht die Ölpest die Nester von 24.000 brütenden Pinguinen. Die Wissenschaftler fürchteten, daß die Küken innerhalb weniger Tage schlüpfen könnten und in dem ölverseuchten Wasser sterben würden. Von 40 ausgewachsenen Pinguinen, die die Forscher untersucht hätten, seien 38 ölverschmiert gewesen. In einer nahen Kolonie brütender Polarmöwen seien 40 Prozent der Küken verschwunden, berichtete De Laca. Das Ausmaß der Katastrophe sei noch längst nicht abzusehen.

Ein Sprecher der Nationalen Wissenschaftsstiftung der USA, die die Station Palmer betreibt, sagte, das Unglück bedrohe auch die amerikanischen Forschungsarbeiten in der Region. Nach jahrelangen Untersuchungen über das Tierleben in der unberührten Natur müßten die Wissenschaftler nun beobachten, wie die Tierwelt auf eine Katastrophe reagiere. „Das Unglück ist ein Experiment, das niemand gewollt hat“, sagte er am Samstag. Noch im Jahr 2035 würden sich Wissenschaftler daran erinnern, daß es hier eine Ölpest gegeben habe.

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