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Mißgriff-betr.: "Gorbatschow kommt", taz vom 31.1.89

betr.: „Gorbatschow kommt“, taz vom 31.1.89

Bisher hatte es Kohl als rhetorische Meisterleistung empfunden, Gorbatschow mit Goebbels zu vergleichen. Angesichts der darauffolgenden Proteste mußte er sich faktisch öffentlich entschuldigen. Nun bringt es ein Zyniker oder Ignorant in der taz-Redaktion fertig, Gorbatschow als Nazi im Schafspelz zu bezeichnen.

Angesichts der Tatsache, daß jetzt Rechtsradikale im Abgeordnetenhaus sitzen werden, ist das nicht nur dumm und geschmacklos, sondern politisch reaktionär, denn ein solcher Vergleich könnte auch von den „Republikanern“ kommen. (...)

Stephan Stein, Stellv.Kreisvorsitzender der SEW Tempelhof

Der Griff in den Instrumentenkasten der Ironie ist ein delikates Unterfangen, keine Frage. Und wir müssen zugeben: Bei der Gorbatschow-Meldung in der taz ist er danebengegangen; viele LeserInnen haben die Meldung jedenfalls anders gelesen als sie gemeint war. Und: Gut gemeint ist leider das Gegenteil von Kunst. Wir waren jedenfalls davon ausgegangen, daß beim taz-Publikum der skandalöse Vergleich Gorbatschows mit Goebbels, den Kohl sich seinerzeit erlaubt hatte, noch in Erinnerung sei. So etwas vergißt man schwerlich. Außerdem hatte ja just diese Äußerung lange dazu geführt, daß der KPdSU-Chef Kohl und Bonn gemieden hat. Daran sollte die ironische Formulierung (Gorbaschow kommt darin „höchstselbst“...) in unserer Meldung erinnern. Vielleicht hätten ein paar Anführungszeichen geholfen, und der Hinweis auf Kohl hätte die Sache eindeutig gemacht. Unser Fehler. Jedenfalls: Fehlgegangene Ironie macht aus der taz noch kein „rechtes Blatt“.

d.Red.

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