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■ RB-Hörspiel: Claudia Guderian: „Falsche Paarung“. Regie: Gottfried von Einem

Irgendwie und sowieso ist das Thema „Paarbeziehungen“ doch immer echt geil, oder? Kennt jeder, Dialoge müssen nur aus'm Leben gegriffen sein und auch 'n bißchen klugscheißerisch, dann is‘ es suuuper, echt Spitze. Und noch was: einfach Stuß schreiben und das dann „Kömodie“ nennen - is‘ man fein aus'm Schneider. Nee, immer noch nich‘ genug: Paare müssen 'n bißchen ungewöhnlich sein.

Also: Sie, Tessa, Lehrerin in den Dreißigern, is‘ „völlig fertig“. Sie liebt'n verheirateten Schriftsteller, der schreibt 'n Buch: „Mein Krampf“. Toll, was? Tessa findet Achtung! Luft holen! - „Die bürgerliche Familie is‘ der letzte Scheiß. Du reproduzierst diese Strukturen mit all ihren Widersprüchen. Die Lustfeindlichkeit wird zum obersten Prinzip erhoben unter Perpetuierung von gesellschaftlichem Statusdenken.“ Na, das hört sich doch mordskomödiantisch an, ey.

Dann hat se noch Freund Benjamin, der is aber 'ne Tunte und quatscht immer mächtig schwul: Wenn Tessa ihm „bon Apettiten“ wünscht, nölt der: „Ihnen auch schöne Titten“. Zum Piepen! Im „Rosa Club“, wo er ein- und ausgeht, sagen die Schwulen immer: „Ich geh‘ jetzt das Clo vergewaltigen.“ Also nee, diese Schwulen! Und wenn Tessa sagt: „Hast du den Dings da getroffen, den Bums...? “, sagt er vieldeutig: „Jaaa, Bums.“ Benjamin is Spitzenmusiker und probt an 'ner „ausgebuddelten Oper von Donizetti“. Ach was: probt - er „leiert se durch, echt Spitze, richtet mich wieder richtig auf.“

Und dann kommt's, wie's kommen muß: Der Verheiratete läßt sich natürlich nicht scheiden, aber Tessa will ihr Kind und läßt sich's von ihm machen und will mit Benjamin „Vize -Eltern“ spielen, die blöde Gans. Benjamin nun wieder: hat sich in Lovis verknallt und will kein Vizevater sein. Falsche Paarung. Geschnallt? Das war's.

Ja, echt, das war's schon. Hat zum Glück nur 40 Minuten gedauert, dies affige Tüddelütt mit nix dahinter, dies millionenfach durchgekaute öde Thema, mit infantilen Schwulitäten aufgemotzt. Siemen Rühaak, der Ärmste, mußte die Plappertunte irgendwie über die Mikrofone bringen, Hildegard Krekel die dämlich-geschwätzige Tessa, Günter Mack den verheirateten Bruno und Peter Kaempfe den liebestollen Lovis. Wieviel Personnage sonst noch in dieser kurzen Zeit, in der sowieso keine Rede von Substanz hinter papierenen Dialogen sein konnte, sich per Satzfetzen wichtig machen mußte - es ist gar nicht zu zählen. Ein Glück nur, das Gottfried von Einem, der Regisseur, wenigstens hemmungslos auf Tempo setzte, um akustischen Wind in dieses faule Ei zu bringen.

Sybille Simon-Zülch