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Eintritt Vogelfrei

■ Dienstag, 20 Uhr, Vogelstimmen-Kurs im Überseemuseum

Was Sie schon immer über Meisen wissen wollten, gab es am Dienstagabend im Überseemuseum zu erfahren. Eine unscheinbare Veranstaltungsnotiz im gängigen Stadtmagazin machte es öffentlich. Dienstag, 20 Uhr, Dr. E. Focke: Vogelstimmen-Kurs, Schwerpunkt: Meisen.

Nur ein leises Zirpen durch die geschlossene Tür läßt den Meisenfreund seinen Weg finden. Zwölf Meiseninteressierte hatten sich denn auch im sogenannten Aktionsraum eingefunden. Der Spielecke ignorant den Rücken gekehrt, saßen die Naturfreunde auf grauen Stühlen vor weißen Tischen und ließen die Papiergirlande vom letzten Kinderfasching völlig unbeachtet in ihrer Mitte baumeln. Soweit stumm, wie nicht paarweise erschienen, galt es, interessiert das nicht vorhandene Ameisenrennen auf dem Fußboden zu beobachten oder aber jetzt endlich das schon seit Wochen in der Tasche schimmelnde Flugblatt zu studieren. Doch, da tritt er schon ein, Dr. Focke, ein netter Mensch mit prächtigen grauen Koteletten.

Als erstes geht nun die Literatur herum, ich erfahre, daß Meisen kleine kurzschnäblige Vögel sind, die geschickt im Gezweig umherklettern. Soweit kann ich folgen. Doch nun will Dr. Focke auch die Vögel zu ihrem Recht kommen lassen, wir hören: Die Kohlmeise: tätäti tätäti tätäti, erläutert Dr Focke, dreisilbig, zwei verschiedene Tonhöhen. Im Gegensatz zu titütütü oder titütütütütü. Mechanisch läutet die Kohlmeise, aha. Die Blaumeise dagegen, die klingelt, wenn nicht gerade der Kleiber dazwischen rollert. Es muß einen unerschöpflichen Vorrat ornithologischer Fachtermini geben, wie anders könnte die Meise auch zetern? Die Sumpfmeise klappert, die Tannenmeise schleift, und der Kleiber klebt, aber nicht einfach so, nur an seinem Nest. Für bislang an Vogelstimmen relativ uninteressiert Vorbeigegangene klingt irgendwie alles wie auf der Brutkolonie Helgoland. Dr. Focke bezweifelt auch, ob nicht ganz und gar Uninteressierte jemals das heraushören werden, was zumindest die meisten der hier Anwesenden hören. Den Kopf zur Seite gelegt, den Mund gespitzt, erkennt man hier die wahren Vogelliebhaber beim Lauschen lieblichen Gezirps. Die Übung machts, wird immer wieder betont, und das Hörverhalten umstellen. Und siehe, durch das offene Fenster, durch das sonst nur der Verkehrslärm ins Zimmer schwappt... eine Meise, ich höre sie ganz deutlich.

Wer sie und andere auch hören will: Übernächsten Dienstag: die Finken, oder eine der vogelkundlichen Führungen im Bürgerpark besuchen oder einfach mal die Nase aus der Zeitung nehmen und nach draußen gehen. Veranstalter sind der BUND für Umwelt und Naturschutz und soweit nicht im Park, das Überseemuseum. Eintritt Vogelfrei.

KeDe

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