piwik no script img

K O M M E N T A R Streikzeit

■ GEW stellt den Senat auf Glaubwürdigkeitsprobe

Was passiert, wenn ein Beamter im Katasteramt ab 1. April nur noch 39 Stunden arbeitet? Nichts, außer daß vielleicht ein paar Akten länger in der Ablage für Unerledigtes liegen. Wenn allerdings die Arbeitszeit von 6.000 Bremer LehrerInnen auf einen Schlag um eine Stunde verkürzt wird, sind Neueinstellungen unausweichlich, wenn das Unterrichtsangebot aufrecht erhalten bleiben soll. Und genau das war Absicht, als die ÖTV vor knapp einem Jahr unter Verzicht auf höheren Lohnzuwachs den kleinen Einstieg in die 35-Stunden-Woche erreichte.

„Wir sind Spitze“, sagt jetzt Bildungssenator Horst-Werner Franke und meint damit nicht etwa, daß das Bundesland Bremen den Tarifkompromiß besonders zügig umsetzt. Nein, Franke hält Bremens Lehrer für so privilegiert, daß schon deshalb Arbeitszeitverkürzungen nicht infrage kommen.

Daß zum Beispiel Daimler bei der Umsetzung von Arbeitszeitverkürzungen eine Berufsgruppe gegen eine andere ausgespielt hätte, ist nicht bekannt. Da ist ein kapitalistischer Betrieb allemal verläßlicher als ein sozialdemokratisch regiertes Bundesland. Keine Frage, es ist höchste Streikzeit.

Holger Bruns-Kösters

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen