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Drei Milliarden für Super-Chip?

■ Forschungsminister Riesenhuber zuversichtlich über JESSI / Bonn finanziert Europas Super-Chip / Gefahr der Abhängigkeit von Japan und USA soll mit JESSI gebannt werden

Bonn (dpa/vwd) - Forschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) ist zuversichtlich, daß das europäische Projekt zur Weiterentwicklung der Halbleitertechnik JESSI (Joint European Submicron Silicon) verwirklicht wird.

Bei der Vorlage des „Grünbuchs“ einer seit einem Jahr tätigen Planungsgruppe über den bisher erreichten Projektstand unterstrich er am Montag in Bonn die Notwendigkeit, die Planungsphase in diesem Jahr abzuschließen und bei Zustimmung aller Beteiligten mit der Realisierung zu beginnen.

An dem Vorhaben sind Unternehmen der Elektronikindustrie und der Elektronikanwender sowie Wissenschaftler aus Belgien, der Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien, Italien und der Niederlande beteiligt. Die Planung erfolgt mit Unterstützung der sechs Regierungen als ein Projekt der Europäischen Forschungszusammenarbeit EUREKA. Die in Itzehoe eingerichtete Planungsgruppe präsentierte in ihrem Grünbuch ein umfassendes Programm für die Bereiche Technologie-, Materialien- und Geräteentwicklung sowie für die notwendige Grundlagenforschung.

Zu den Zielen gehört die Entwicklung noch größerer elektronischer Speicherbausteine, bis hin zu einem 64 -Megabit-Chip. Er soll mehr als 64 Millionen Speicherstellen auf einem einzigen Silizium-Plättchen vereinen. Damit würde auf einem Chip von Daumennagelgröße der Inhalt von 4.000 Schreibmaschinenseiten gespeichert.

JESSI unternimmt, wie Riesenhuber erläuterte, den Versuch, die Entwickler und Produzenten von elektronischen Bausteinen mit Geräteherstellern auf europäischer Ebene zusammenzuführen, damit sie sich gegenüber den führenden Japanern und den USA behaupten können. Derzeit werden über 90 Prozent der in Europa verkauften Fertigungsgeräte für Schaltkreise aus Übersee geliefert.

Die EG-Kommission hat nach Angaben des Ministers ihr Interesse an einer JESSI-Beteiligung bekundet. Der laut Riesenhuber in diesem Jahr notwendige Abschluß der Planungsphase sollte auch die endgültige Entscheidung der Brüsseler Kommission einschließen - „so oder so“, wie er hinzufügte. Die bisherigen Kostenschätzungen gehen von acht Milliarden DM bei einem deutschen Anteil einschließlich Bonner und Firmenmittel von etwa drei Milliarden DM aus. Er habe in seiner mittelfristigen Finanzplanung bislang eine Milliarde DM vorgesehen, sagte Riesenhuber. Für dieses Jahr stehen 45 Millionen DM im Forschungsetat bereit.

Ob der Standort für das in Aussicht genommene Forschungsinstitut ebenfalls Itzehoe sein wird, wie von schleswig-holsteinischen Politikern seit langem gefordert, ließ Riesenhuber offen, verhehlte aber eine gewisse Präferenz nicht.

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