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Herzbuben-Blues

■ Jonny „be good“ Heartman, ein imposanter Mensch aus Kalifornien spielte am Montagabend auf einem Urviech von Hammond-Orgel Blues im stürmischen Bremen

Das Dix gehört zu den Läden, bei denen man die angekündigte Anfangszeit für ein Konzert nicht so ernst nehmen muß. Das Publikum hat sich dran gewöhnt und trudelt dementsprechend auch erst relativ spät ein, aber dann füllt sich Bremens einzig ernstzunehmender Live-Club auch meist recht gut.

So auch am Montagabend, als sich mit Jonny Heartsman einer jener unzähligen Bluesmusiker aus dem sonnigen Kalifornien die Ehre gab. Seine Verbindung zu Bremen besteht seit dem letzten Jahr, als er auf dem hiesigen Crosscut-Label sein zweites Album aufnahm, und so lag es auf der Hand, hier auch einmal seine Live-Qualitäten unter Beweis zu stellen.

Der inzwischen bereits 52jährige ist eine imposante Erscheinung: mit Glatze, überdimensionaler Brille, schwarzem Käppi und Vollbart betrat er die Bühne und setzte sich hinter ein Monstrum von Hammond-Orgel, die

eigens für diesen Auftritt besorgt worden war: ein Urviech von einem Instrument mit einem Klang, für den heutige Synthie-Experten lange Zeit zum Programmieren brauchen und den sie dann doch nicht erreichen: da wurden Erinnerungen an selige Zeiten wach. Und das Soundvolumen dieser Orgel, hinter der sich Heartsman sichtlich wohlfühlte, setzte auch von Anfang an Maßstäbe: weder Flöte noch Gitarre erreichten im Laufe des Abends ihr Volumen und ihre Intensität.

Die einzige Begleitung lieferte Martin Schmachtenberg von der „Blues Company“ am Schlagzeug, der aber den ganzen Abend nie über die Rolle des braven Rhythmuslieferanten hinauskam. Die Akzente setzte Johnny Heartsman, der in fast jedem Stück mehrere Instrumente spielte: er stieg von der Orgel auf die Gitarre um, dabei gleichzeitig mit einem Fußpedal die Basslinie liefernd, dann zur Flöte, um schließlich zur Orgel zurückzukehren. Auf allen

drei Instrumenten bewies er sein in zahllosen Sessions erworbenes Können - immerhin soll er bei mehr als 300 Schallplattenaufnahmen mitgewirkt haben.

Trotzdem hätte sich dieses relativ enge Soundspektrum irgendwann erschöpft, wären nicht im zweiten Set der Bassist Mike Titre und später auch noch der Gitarrist Todor Todorovic, beide ebenfalls von der „Blues Company“, miteingestiegen; die beiden verliehen dem Ganzen jetzt doch einen neuen Drive, den das Duo auf Dauer nicht häte leisten können. Denn Heartsman, übrigens auch ein reicht humoriger Performer, der ab und zu seinen Schindluder mit den Radio Bremen-Technikern im Ü-Wgen trieb, spielte prägnant und sauber auf den Punkt, ohne dabei allerdings neue Impulse zu setzten. Aber das ist wahrscheinlich auch gar nicht sein Anliegen - die inzwischen recht zahlreichen Fans waren auch so begeistert.

JüS

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