: Dokumentation des Aktionskreises gegen Rassismus in der Taz
Der Abdruck des folgenden Textes entspricht einem Beschluß des „Nationalen Plenums“, dem obersten Organ des Projekts
tageszeitung.
Die Dokumentation liegt außerhalb der redaktionellen
Verantwortung.
„Schlaumeier aus Schwarzmannsland“ antworten den Bleichgesichtern der TAZ
Aus Anlaß eines Artikels vom 2.2.'89 „Zivilisiert! Sind Schlaumeier aus Schwarzmannsland bessere Menschen?“ protestieren wir aufs Schärfste gegen Rassismus in der TAZ. Es geht uns - Aktionskreis gegen Rassismus in der TAZ weder nur um diesen bestimmten Artikel noch um diesen bestimmten Schreiber, sondern um die Kontinuität rassistischer Artikel in dieser, Eurer Zeitung.
Der genannte Artikel ist lediglich der absolute Tiefpunkt.
Die Tatsache, daß die TAZ sich als links bzw. alternativ darstellt, kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß der ohnehin in der BRD und ihren Medien noch immer salonfähige Rassismus auch tief in die Redaktion der TAZ hineinwuchert.
Anstelle einer konsequenten aktiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Rassismus und Eurozentrismus, findet leider regelmäßig eine klischeebesetzte, sensationslüsterne, verharmlosende, verachtende Bevormundung und Verurteilung von Menschen der sogenannten 3.Welt statt. So schreibt z.B. ein Autor in Big in Japan, TAZ vom 12.12.'88, auf S.21, über eine deutsche Musikgruppe in Japan: „Die Planets kommen ins Schwärmen, die Propheten, die im eigenen Lande nichts gelten, aber von jedem Schlitzauge erkannt werden„; und „Vielleicht sollten die Planets ihr intergalaktisches Outfit in Berlin in den Müll werfen und sich hier als Japaner verkleiden, mit Kamera und zugenähten Augenwinkeln“. Oder der Artikel Der Großbauer als Regierungschef, in der TAZ vom 1.6.'87, S.7: „Charan Singh, ein wohlhabender Bauer aus dem nordindischen Uttar Pradesh, war ein typischer indischer Politiker, autoritär, schlitzohrig, machthungrig...“
Die Praktik, unverarbeitete deutsche Schuldgefühle u.a. auf Minderheiten in der BRD zu projizieren (siehe z.B. die TAZ vom 15.12.'88, auf S.18, geschrieben von E.K.: „Das Klischee vom Hang zur Opferrolle... Die meisten Beiträge in der vom Immigrantenpolitisches Forum nur für Frauen organisierten Veranstaltung kamen nicht über das altbekannte Klischee 'wir armen unterdrückten Ausländerinnen‘ hinaus“), kann nicht mit dem linken alternativen Deckmantel verschleiert werden.
Auch die Angst vor der Intelligenz von Menschen außereuropäischer Kulturen offenbart die Furcht vor der eigenen Identitätsfindung. Warum stehen für Euch in bezug auf Menschen der sogenannten 3.Welt nur die Kategorien „Opfer“ oder „machthungrige Elite“ zur Verfügung? Vielleicht um sich als weiße Deutsche mit den eigenen Unterdrückungsmechanismen als alternative Elite nicht auseinandersetzen zu müssen?
Die kaum auffindbare Stellungnahme der TAZ (8.2.'89, S.18) zum Artikel vom 2.2.'89, ist bezeichnend für Euren allgemeinen Umgang mit dem Thema Rassismus und für den Stellenwert, den ihr ihm zumißt.
Wir fordern Euch auf, endlich kontinuierlich eine ernsthafte, aktive, selbstkritische und verantwortungsbewußte Arbeit gegen Rassismus zu leisten!
Dazu gehört u.a. nicht immer wieder über Betroffene zu schreiben, sondern sie miteinzubeziehen und sie für sich selbst sprechen zu lassen.
Aktionskreis gegen Rassismus in der TAZ; Initiative Schwarze Deutsche; Schabbes Kreis (Jüdisch-Deutsche Frauengruppe); Arbeitsstelle 3.Welt, TU Berlin; Bildungsprojekt für die Frauen und Mädchen aus der Türkei (in FSZ); Frauen gegen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Eurozentrismus; Afrikanische StudentInnenunion, Asta FU; ImmigrantInnenpolitisches Forum; Umoja Center; Institute for Black Studies; StudentInnen des Instituts für Nordamerikastudien FU; DozentInnen des Instituts für Englische Philologie FU; Bengalisch-Lazisch-Schwäbisches Kulturbündnis, Eurafri, Orlanda Frauenverlag...
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