: DER STUSS SIEGT ÜBER DIE GRAUEN
■ Gleichsam ein Blick in die Maulaffen im Eiszeit-Kino
Eine allein schon lohne den Kauf einer vollständigen Fünferkarte, schrieb einst Oktavio Paz über das Paket mit zehn professionellen Persönlichkeiten, das jetzt extaz-Redakteurin Ulrike Kowalski für eine Lesereihe im Eiszeit-Kino zusammengestellt hat: Persönlichkeiten die sich in aller gewünschten und auch wünschenswerten Klarheit darüber auslassen, was, wie Alfred the Eagle in seiner hier nicht abgedruckten „Studie über die Minderwertigkeit von Presseorganen“ schrieb, allbezirklich „jenseits des Kulturprinzips“ liegt. Es lesen also extaz-Cartoonist F.W. Bernstein, extaz-Antiantisemit Thomas Kapielski, extaz -Redakteurinnenverehrer Alfred Edel, extaz -Fernsehwerbefachmann Horst Tomayer, extaz-Interviewobjekt Ernst Kahl, extaz-Exibitionist Wiglaf Droste, extaz -Plenumsteilnehmer Christof Wackernagel, extaz -Kulturredakteur-in-spe Mathias Bröckers, extaz -Kulturredakteurin Sabine Vogel und extaz-Periferieredakteur Helmut Höge.
Und daß das alles wunderbar wird und wir mit den exhauseigenen Lobhudeleien den Daumen und Herzen mit dem abgelaufenen Haltbarkeitsdatum nach ihrem Rausschmiß gar nicht genug zuvorkommen können (...zwei kurze Seiten, die man immer atemloser werdend durchfliegt...den richtigen, den hohen Ton angestimmt zu haben... Qualität seiner Darstellung... Werde alles Lieferbare bestellen ... ktitisch und scharf ... räumt eine beschönigende Fabel nach der anderen beiseite ... ob ihm das Weibliche so gleichgültig ist ... jedenfalls markiert es eine Differenz ... wärmstens empfohlen ... kunstvoll verzögernde Gedanken ... besondere Attraktion ... man wird gespannt sein dürfen ... geschaffen ... sie wirken zugänglich, laden ein ... freilich, einfach ist nichts), ist ohnehin selbstverständlich. Dazu noch einmal unser Lettre-für-die-Doofen-Hymniker: Sicher, Kunst soll es sein. Das markiert schon die Interpunktion. Aber der Verzicht auf Punkt und Komma erzeugt nicht immer einen Sog, sondern wirkt manchmal auch hemmend. Nun gut: Auch wenn hier Höhepunkte, Doppelpunkte und Strichpunkte nicht öffentlich zur Darstellung gebracht werden und quasi -gleichsam die Tiefpunkte und Gedankenstriche der deutsch -schwäbischen Gegenwartsbewältigungsliteratur abgeschritten und breitgetreten werden sollen, gilt auch hier schließlich das offizielle Leitgedicht: Lesungen sind wichtig / Lesungen sind schön / Lesungen sind richtiggehend obszön.
PS: Die taz hat die deutsch-schwäbische Besetzung des Maulaffentheaters erst richtig unmöglich gemacht. Es ist schade, und es sagt fast alles über den Zustand dieser Zeitung, daß sie so wenig damit anzufangen weiß.
Maulaffen im Eiszeit, Zehn ausgewachsene Autoren mit zahlreichen Einbildungen im Kino Eiszeit, Zeughofstraße 20, 1/36, jeweils um 21 Uhr. Heute: F.W. Bernstein - Thomas Kapielski. Morgen: Alfred Edel. Sonntag: Horst Tomayer Ernst Kahl. Montag: Wiglaf Droste - Christof Wackernagel. Dienstag: Mathias Bröckers - Sabine Vogel - Helmut Höge.
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