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„Wir distanzieren uns von Winnie Mandela“

Erklärung des südafrikanischen Oppositionsbündnisses UDF und des größten Gewerkschaftsdachverbands COSATU  ■ D O K U M E N T A T I O N

Die derzeitige Kontroverse um Frau Mandelas „Fußballklub“ war Thema intensiver Diskussionen in der Oppositionsbewegung. Zahlreiche Versuche wurden unternommen, um diese Angelegenheit zu lösen, aber ohne Erfolg.

Wir haben jetzt den Punkt erreicht, wo wir keine Alternative haben, als öffentlich über diese sehr delikate und schmerzliche Angelegenheit zu sprechen.

Die Familie Mandela hat immer eine besondere Stellung in den Herzen unserer Bevölkerung eingenommen. Frau Mandela ist für den größten Teil ihrer Ehe schmerzhaft von ihrem Mann getrennt worden - erst, als Nelson Mandela im Untergrund für den ANC gearbeitet hat, und später, als er inhaftiert wurde.

Sie mußte ihre Kinder alleine aufziehen. Starker Druck lastete auf ihr auch wegen langer Perioden des Hausarrestes, der Inhaftierung und ihrer grausamen Verbannung nach Brandfort. Wir würdigen ihren Beitrag.

In den letzten Jahren haben die Aktionen von Frau Mandela aber zunehmend zu Konflikten mit verschiedenen Teilen der unterdrückten Bevölkerung und der Oppositionsbewegung im Ganzen geführt. Die jüngsten Konflikte haben sich vor allem um ihren sogenannten „Fußballklub“ gedreht. Vor allem die Terrorherrschaft, die die Mannschaft gegen ihre Umgebung ausübte, hat uns entsetzt. Frau Mandela wird nicht nur mit dieser Mannschaft assoziiert, die Mannschaft ist sogar von ihr ins Leben gerufen worden.

Wir sind der Meinung, daß Frau Mandela das Vertrauen und die Unterstützung, die sie in den vergangenen Jahren genoß, mißbraucht hat. Sie war nie ein Mitglied irgendeiner demokratischen Struktur der UDF oder von COSATU, und sie hat oft gehandelt, ohne die demokratische Bewegung zu Rate zu ziehen. Oft haben ihre Praktiken gegen den Geist und den Ethos der demokratischen Bewegung verstoßen.

Zahlreiche Versuche wurden unternommen, um den Konflikt zwischen Frau Mandela und der Gemeinschaft zu überbrücken. Der letzte dieser Versuche war die Bildung eines Krisenkomitees zu dem einige unserer fähigsten und angesehensten Mitglieder gehörten. In jedem Fall hat Frau Mandela sich geweigert, zu kooperieren und hat es für richtig gehalten, die Kritik der Gemeinschaft zu ignorieren.

Die demokratische Bewegung setzt sich gegen die Verletzung von Menschenrechten auf allen Seiten ein. Wir sind nicht bereit, zu schweigen, wenn Menschenrechte im Namen des Kampfes gegen Apartheid verletzt werden.

Frau Mandelas Komplizenschaft bei den jüngsten Entführungen und dem Angriff auf „Stompie“ hat uns entsetzt. Wenn Frau Mandelas „Fußballklub“ Stompie und seine drei Kollegen nicht entführt hätte, wäre er heute noch am Leben.

Die demokratische Bewegung distanziert sich hiermit von Frau Mandela und ihren Taten.

Wir rufen alle unsere Leute, vor allem die Bewohner von Soweto, dazu auf, sich auf würdige Weise von ihr zu distanzieren.

Aber: Wir wollen bei dieser Gelegenheit unsere uneingeschränkte Unterstützung für unseren Führer Nelson Mandela erneut betonen und rufen zu seiner sofortigen Freilassung auf. Die Taten, die mit dieser Fußballmannschaft und sogar mit Mitgliedern der Familie in Verbindung gebracht werden, sollten nie benutzt werden, um das Ansehen Nelson Mandelas zu unterminieren.

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