: Berlinalien: Talk über Talkmaster
■ Pressekonferenz mit Eric Bogosian und Oliver Stone.
Oliver Stone hat Verspätung, Khomeini sei schuld, sagt er, von Kalkutta kommend habe die Southern Iran Airlines auf sich warten lassen. Also zunächst Eric Bogosian allein. Der Moderator (er wurde leider immer noch nicht ausgewechselt) stellt ihn vor als den Hauptdarsteller von Talk Radio, als er den Namen ausspricht, klingt es wie Bogieschen. 'Your questions please‘, will er fortfahren, aber Bogosian unterbricht ihn. Die wichtigsten Antworten wolle er gleich vorwegnehmen. Er sei kein Jude, sondern armenischer Herkunft und im übrigen sei sein Name Bogosian. Nach dieser Einleitung hält die Journalisten offenbar die Angst zurück, Bogosian wolle mit ihnen dasselbe brutale Spiel zu spielen beginnen wie im Film Barry Champlain im Studio mit seinen Zuhörern: keiner stellt eine Frage über Rassismus in Amerika. Um so mehr interessiert man sich für die Talkshows im amerikanischen Radio, für Einschaltquoten, die Stars am Mikrofon und wieviel sie verdienen. Bogosian gibt bereitwillig Auskunft: 'It's Carneval‘. Wenn der eine die Antisemiten in die Sendung holt und dessen Einschaltquoten hochgehen, muß der nächste es mit den Perversen, Drogensüchtigen oder Rassisten probieren. So sei es tatsächlich. „Die einzigen, die in Amerika den Film nicht mögen, sind die Talkshowmaster selbst. Sie halten sich für seriöse Journalisten.“
Stone dagegen betont die gelegentliche politische Bedeutung der Talkshows. Als die Politiker in Washington klammheimlich ihre Gehälter erhöhen wollten und keiner darüber öffentlich geredet habe, hätten die Talkshowmaster als einzige das Thema aufgegriffen.
Christiane Peitz
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