: Zwei Dinge-betr.: "Gorbymannia und Rapallokomplex", taz vom 15.2.89
betr.: „Gorbymania und Rapallokomplex“,
taz vom 15.2.89
Der Vertrag von Rapallo kam aufgrund größter gemeinsamer Anstrengungen von seiten des deutschen Generalstab (Groener, von Seeckt, von Schleicher) und der Sowjetführung (Lenin) zustande. Er zielte insbesondere auf eine industrielle Expansion beider Länder und Projekte zur Industrialisierung Afrikas ab. Schlüssel dazu war die Etablierung eines Währungssystems, das durch Gold gedeckt und den Rubel beinhalten sollte, wodurch Exportkredite und industrielle „Entwicklungshilfe“ möglich geworden wären. (...) Deutsche Technologie und deutsches Organisationstalent wurde mit sowjetischen Rohstoffen und der gewaltigen Menge von Arbeitskräften kombiniert.
Es war aber keineswegs so, daß die Sowjetunion der zurückliegende Partner war; 1920 hatte Lenin zur Entwicklung eines Stromversorgungsnetzes aufgerufen, daß zunächst ganz Rußland, später dann ganz Europa bedecken sollte. Seit 1919 gab es industrielle und militärische Kooperation zwischen beiden Ländern, Krupp (und auch Ford) installierten Autoindustrie, andere deutsche Firmen Flugzeugbauindustrie. Nach 1922 wurde gar der russische Generalstab in Berlin ausgebildet.
Die „Westmächte“ standen unter der Führung Englands, das sozusagen - dem Niedergang seines imperialistischen „Commonwealth“ mit Schrecken zusah. Während das „Empire“ seine Kolonien immer nur als ausbeutbare Farmen von Untermenschen betrachtete, mußte es erkennen, daß ein technologischer, industrieller Imperialismus (wie ihn eben sowohl Deutschland, als auch die UdSSR anstrebten) offensichtlich mehr Früchte trug und dementsprechend gefährlich wurde.
Will damit nur zwei Dinge sagen: Erstens, enstanden die Konzepte einer „Lebensraum„-Geopolitik nicht in Deutschland, und zweitens, werden Kriege meines Erachtens nach nicht aus ideologischen Gründen geführt. (...)
Rudolf Stoert, Berlin 36
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