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Weltbank übt Selbstkritik

■ Polonoroeste-Projekt habe den Raubbau am Regenwald nicht gebremst, sondern eher verstärkt / Zur Zeit zweiter Polonoroeste und zweiter Energiesektor-Kredit in Vorbereitung / US-Umweltgruppen sehr besorgt

Berlin (taz) - Die Weltbank hat jetzt eingestanden, daß ein von ihr gefördertes großflächiges Entwicklungsprogramm inmitten des tropischen Regenwaldes in Brasilien nicht dazu beitragen konnte, den Raubbau am Wald zu stoppen. Im Gegenteil hätten eine Reihe von Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Projekt „das Problem noch verschärft“. Insbesondere hätten die angelockten Bauern die gewährten Kredite nicht dafür genutzt, die gerodeten Flächen dauerhaft für den Ackerbau zu sichern, sondern sich stetig ans weitere Abholzen gemacht. Bei dem selbstkritisch beleuchteten Projekt handelt es sich um das 1981 eingeleitete Polonoroeste-Programm. Die Grünen im Bundestag hatten seinerzeit in Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Umweltorganisationen über Druck auf die Regierungen in Bonn und Washington sowie auf die Weltbank für Teile des Programms ein vorübergehendes Moratorium erwirkt. Letztendlich kam es darüber auch zu endgültigen Abstrichen am gesamten Vorhaben. Insbesondere eine Straße durch den Dschungel, die neue Siedler angelockt hätte, wurde erheblich abgekürzt. Der Weltbank-Autor Dennis J. Mahar schließt seine Studie mit Empfehlungen an die brasilianische Regierung. Unter anderem sollten bestehende Steuererleichterungen für Viehzucht im Amazonas-Gebiet aufgehoben werden. Von neuen Projekten ist dabei erstmal nicht die Rede.

Die selbstkritische Einschätzung ist insofern interessant, als zur Zeit zwei neue große Erschließungsprojekte im brasilianischen Regenwald anstehen. Seit längerem in der Diskussion ist der zweite Energiesektor-Kredit der Weltbank, mit Hilfe dessen ein gigantisches Staudammprogramm am Xingu -Fluß finanziert werden soll. Bislang hat die brasilianische Regierung wegen der umweltpolitischen Auflagen an die Kreditvergabe sich noch nicht zur konkreten Antragstellung durchringen können. Die Weltbank ließ aufgrund des Verhandlungsstandes inzwischen verlauten, sie rechne frühestens im April mit der Entscheidung. Zum zweiten planen Weltbank und Brasilia ein Projekt „Polonoroeste 2“. Die US -Umweltgruppen sind in diesem Zusammenhang sehr besorgt. Vor allem mit der von der Weltbank so groß angekündigten Zusammenarbeit mit der örtlichen Bevölkerung scheint es nicht sehr weit her zu sein. Im Oktober vergangenen Jahres bereits hatte der später ermordete Kautschuk-Gewerkschafter und Regenwald-Schützer Chico Mendes einen Brief an Weltbankpräsident Barber Conable gesandt, in dem er sich darüber beklagte, daß seine Gruppen vor Ort wegen „Polonoroeste 2“ von der Weltbank nicht konsultiert wurden.

ulk

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